Es ist keine Überraschung, dass sich 91 Prozent aller Eltern ein einheitliches Schulsystem wünschen.

Viele hadern eben mit dem Bildungsföderalismus in Deutschland, dessen negative Folgen den Schülern vor allem bei einem Wohnortwechsel zu schaffen machen. Zum Beispiel bei einem Wechsel von Hamburg nach Bayern: Die Anforderungen sind oft so verschieden bzw. schlicht höher, dass eine hoffnungsvoll begonnene Schulkarriere ein abruptes Ende finden kann.

Doch das Einheitssystem kommt trotzdem nicht. Kein Bundesland wird die im Grundgesetz verankerte Gestaltungshoheit in Fragen der Bildungspolitik freiwillig an den Bund abtreten, was ja die Voraussetzung für ein komplett einheitliches System wäre. Es ist auch fraglich, ob das überhaupt nötig oder gar wünschenswert ist. Internationale Vergleiche zeigen, dass föderale Bildungssysteme durchaus erfolgreich sein können, solange Föderalismus nicht mit der Beliebigkeit verwechselt wird, die derzeit zu beklagen ist - und die wohl auch die Eltern in erster Linie kritisieren.

Die Kultusminister der Länder sollten deshalb dringend einheitliche Bildungsstandards einführen, die einen Wohnortwechsel für Schüler (und auch für Lehrer!) nicht länger zum unkalkulierbaren Risiko werden lassen. Es ist auch nicht einzusehen, warum jedes Bundesland eigene Schulbücher im Umlauf hat. So macht man es allen Beteiligten nur unnötig schwer. Wenn die Länder sich aber auf inhaltliche Standards einigen würden, dann bräuchte man keine Angst mehr vor der Vielfalt und Verschiedenheit unserer Schulen zu haben, die ja auch Chancen und Wahlmöglichkeiten eröffnen. Das hat nichts mit einem von Berlin aus gesteuerten Einheitssystem, womöglich gar auf der Basis des alten 70er-Jahre-Gesamtschulmodells, zu tun - und darf auch nicht darauf hinauslaufen.