Personalchaos in Pauli-Partei: Die früheren CSU-Rebellin Gabriele Pauli, Chefin der Freien Union, trennt sich nach nur vier Wochen von ihren beiden Stellvertretern.

Hannover. Die frühere CSU-Rebellin Gabriele Pauli will im Bundestagswahlkampf mitmischen – und dabei vor allem Spaß haben. „Wir werden eine Motorradrundfahrt durch Deutschland machen. Wir werden den Wahlkampf mit dem Hobby verbinden“, sagt die 52-jährige Bayerin im leuchtend grünen Hosenanzug. Die leidenschaftliche Motorradfahrerin will mit ihrer erst vor vier Wochen gegründeten Partei Freie Union, die sich für die Werte Liebe, Freude und Glück einsetzen will, zur Bundestagswahl am 27. September antreten. Aber noch fehlt ihr die notwendige Zahl der Unterstützerunterschriften, außerdem gibt es bereits Querelen im Bundesvorstand.

So hat Pauli ihre beiden stellvertretenden Parteivorsitzenden. Michael Meier und Sabrina Olsson nach nur vier Wochen gefeuert. Beide hätten die Aufbauarbeit der Partei und der Landesverbände „extrem zu behindern“ versucht, teilte Pauli mit. Die Partei habe in kurzer Zeit bereits viele Bürger angezogen. „Wir sollten uns diese wertvolle Arbeit nicht durch einige wenige kaputt machen lassen.“ Der gesamte Bundesvorstand inklusive Pauli als Vorsitzender solle am 9. August neu gewählt werden.

Außerdem wird für die ambitionierte Partei die Zeit knapp: Bis Donnerstag muss die Freie Union in Niedersachsen insgesamt 2000 Unterschriften beim Landeswahlamt abgeben. Am Sonntag – bis dahin waren nach Angaben des Landesverbandes rund 200 Unterstützer registriert – warb Pauli um weitere Unterschriften. Mehr als 50 Interessierte waren ins Ernst August Brauhaus, einer Kneipe in der hannoverschen Innenstadt, gekommen. Zuvor hatte Pauli Dortmund und Minden besucht. „Pauli gefällt mir gut, weil sie auch gegen den Strom schwimmt und quer denkt“, sagt Dagmar Martin, die mit ihrem Mann aus Nienburg gekommen ist. Auch ein 80-Jähriger gibt sich unverhohlen als Fan der Bayerin aus. Ein anderer Zuhörer lässt sich unzählige Bilder der früheren Fürther Landrätin in einem Fotoalbum signieren.

Die 52-Jährige hatte eine CSU-Führungskrise ausgelöst, die zum Rückzug des früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber führte. 2007 kehrte Pauli der Partei den Rücken, dann wurde sie von den Freien Wählern ausgeschlossen. Nun stellt sie ihre neue Partei Freie Union als Gegenmodell zu den etablierten Parteien dar. Im eilig zusammengeschriebenen, dünnen Programm ist von einer Bürgerbewegung die Rede und von der Liebe zu den Menschen als Grundlage des politischen Handelns. Kritiker werfen Pauli ein Abdriften zur Esoterik vor.

„Aber wer möchte nicht glücklich sein, wer möchte nicht Liebe verspüren“, sagt Pauli, die zuvor schon mit ihrer Forderung einer siebenjährigen Ehe auf Zeit als Exotin im Politikgeschäft galt. Der Wert des Menschen müsse wieder in den Mittelpunkt der Politik rücken, nicht das Machtdenken. „Alles ist mit Liebe zu betrachten.“ Und dabei scheut die selbstbewusste Rebellin auch ungewöhnliche Parteibeitritte nicht: Die ehemalige „Miss Penthouse“ Kader Loth, die durch freizügige Auftritte von sich reden machte, will sich für die Freie Union engagieren. Bei den politischen Inhalten setzt die Politikerin, deren neue Partei in Windeseile überall in Deutschland kleine Landesverbände aufgebaut hat, teils auf radikale Reformen: Sie fordert ein bundesweit einheitliches Bildungssystem, die Direktwahl des Bundeskanzlers und der Ministerpräsidenten sowie ein neues Gesundheitssystem.