Die Staatsanwaltschaft München hat gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk Anklage erhoben. Der 89-Jährige soll sich wegen Beihilfe zum Mord in 27.900 Fällen vor dem Schwurgericht in München verantworten.

München. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat den mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher John Demjanjuk angeklagt. Dem 89-Jährigen werde Beihilfe zum Mord in 27.900 Fällen zur Last gelegt. Verhandelt wird der spektakuläre Fall – vermutlich einer der letzten großen Prozesse über Verbrechen aus der Zeit des Nationalsozialismus – am Landgericht München.

Ärztliche und psychiatrische Gutachter hatten seine Verhandlungsfähigkeit bestätigt. Die Ärzte hätten jedoch empfohlen, die Verhandlungsdauer auf zwei Mal 90 Minuten pro Tag zu beschränken. Der im Mai von den USA abgeschobene Demjanjuk leidet unter Nierenversagen und Blutarmut und hat Probleme mit der Wirbelsäule.

Laut Staatsanwaltschaft war Demjanjuk 1943 als Aufseher im Vernichtungslager Sobibor am Massenmord an den Juden direkt beteiligt. Er selbst bestreitet das und sagte, er sei als Sowjetarmist nur in deutscher Kriegsgefangenschaft gewesen. Demjanjuk war im Mai aus den USA abgeschoben worden, wohin er nach Kriegsende ausgewandert war. Mit dem Beginn des Prozesses wird im September oder Oktober gerechnet.