Der aus den USA nach München abgeschobene mutmaßliche Nazi-Verbrecher John Demjanjuk ist nach Einschätzung der Gefängnisärzte haftfähig.

München - "Sein Zustand ist gut - er ist nicht altersadäquat, sondern besser, als man es bei einem 89-Jährigen erwarten kann", sagte der stellvertretende Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Stadelheim, Jochen Menzel. Die Staatsanwaltschaft München will in wenigen Wochen Anklage gegen den gebürtigen Ukrainer erheben. Er soll 1943 im Vernichtungslager Sobibor im besetzten Polen Beihilfe zum Mord an mindestens 29 000 Juden geleistet und die Menschen in die Gaskammern getrieben haben.

Der frühere Automechaniker, der nach Angaben seines Anwalts an einer Nierenerkrankung, einer Vorstufe zur Leukämie, Rheuma und Gicht leidet, war nach seiner Ankunft aus den USA am Dienstag von einem Landgerichtsarzt und Ärzten der JVA Stadelheim untersucht worden. "Jetzt ist er ohne Zweifel haftfähig", fasste Menzel das Ergebnis zusammen. In Demjanjuks Alter könne sich der Gesundheitszustand allerdings stündlich ändern. "Was morgen ist, wissen wir nicht." Derzeit zeige der 89-Jährige keinerlei Auffälligkeiten. "Er läuft herum, er sitzt am Tisch, er nimmt Anteil, er ist gut ansprechbar", so Menzel. Demjanjuk spreche Ukrainisch und Englisch, die Verständigung laufe auf Englisch.

Derzeit wird geprüft, ob Demjanjuk auch verhandlungsfähig ist. Ein Sachverständigengutachten sei in Auftrag gegeben, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler. "Ich gehe davon aus, dass die Verhandlungsfähigkeit binnen der nächsten zwei Wochen festgestellt werden kann." Die Anklagebehörde rechnet damit, dass die zusammengetragenen Beweise für den geplanten Prozess ausreichen.