Die Hannelore-Kohl-Stiftung verliert ihren wichtigsten Förderer. Altkanzler Helmut Kohl ist sauer über die Verantwortlichen.

Berlin. Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl (79) hat sich aus Protest gegen personelle Neuerungen aus der von seiner verstorbenen Frau gegründeten „ZNS Hannelore Kohl Stiftung“ zurückgezogen. Der Ehrenvorsitzende des Stiftungskuratoriums habe seine Ämter mit sofortiger Wirkung niedergelegt, schreibt die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf ein entsprechendes Schreiben Kohls. In dem Schreiben an die Mitglieder des Kuratoriums und des Vorstands bitte Kohl darum, „den Namen meiner verstorbenen Ehefrau Hannelore als Stiftungsnamen nicht fortzuführen“.

Die Stiftung, die sich um Unfall-Opfer mit Schädel-Hirn-Verletzungen kümmert, war von Kohls 2001 gestorbener Frau gegründet worden. Laut „Bild“-Zeitung begründet der Alt-Kanzler seinen Rückzug mit einer „unerfreulichen Übernahme“ der Stiftung durch Personen, „die in keiner Beziehung zu meiner verstorbenen Frau standen“. Dies sei nur möglich gewesen, weil sich die Mehrheitsverhältnisse während seiner schweren Erkrankung im vergangenen Jahr verschoben hätten. Als Folge wurden demnach Kohls Vorschläge für eine neue Satzung abgelehnt. Die Stiftung repräsentiere „in ihrer derzeitigen Verfassung nicht mehr die Interessen meine verstorbenen Frau“, zitiert die Zeitung Kohl.

Hannelore Kohls Engagement für Unfallopfer begann 1983. Zehn Jahre später rief sie die nach ihr benannte Stiftung ins Leben. Die gemeinnützige Organisation mit Sitz in Bonn informiert über Behandlungsmöglichkeiten bei Hirnverletzungen und hilft bei der Suche nach geeigneten Reha-Einrichtungen. Die Stiftung finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Bis Ende 2007 sammelte sie nach eigenen Angaben insgesamt 27 Millionen Euro ein.

Der Rückzug von Kohl ist bei der Stiftung für Unfallopfer auf Unverständnis gestoßen. Man sei „überrascht“. Dafür habe es „keine Signale“ gegeben, sagte die Vizepräsidentin der Stiftung, Annegret Ritz, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Stiftung wird seit 2002 von Ute-Henriette Ohoven geleitet. Helmut Kohl habe Ohoven damals selbst vorgeschlagen, sagte Ritz. Über ein persönliches Zerwürfnis zwischen Kohl und Ohoven sei ihr nichts bekannt. „Es gab in letzter Zeit zwar strittige Diskussionen, aber einen solchen Schritt hätte ich nicht erwartet.“ Über die Bitte Kohls, den Namen seiner verstorbenen Frau nicht mehr zu verwenden, werde die Stiftung beraten, sagte Ritz.