Sie wollten ein mörderisches Geschoss in die US-Basis Ramstein lenken, hatten auch andere Städte im Visier. Sollten sie zufällig von Polizisten kontrolliert werden, planten die in Düsseldorf angeklagten Terrorverdächtigen, die Beamten zu erstechen.

Düsseldorf. Eine Autobombe sollte es sein – wie in Kabul, in Bagdad oder in Peschawar. Das mörderische Geschoss wollten die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Gruppe in die US-Luftwaffenbasis Ramstein rasen lassen. Das ergibt sich aus abgehörten Gesprächen, die in dem Prozess am Oberlandesgericht Düsseldorf zitiert wurden. „Wenn unser Anschlag klappt, geht’s ab. Die Welt wird brennen“, sagte demnach einer der Angeklagten. Und weiter heißt es in etwas unkorrektem Deutsch: „Wenn wir es am 11. September kriegen – die flippen doppelt so. Wir machen richtig die herbe Anschlag.“

Seit zwei Wochen müssen sich Fritz Gelowicz, Adem Yilmaz, Atilla Selek und Daniel Schneider in einem der größten Terrorverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik verantworten. Die Anklage wirft ihnen die Vorbereitung verheerender Autobomben-Anschläge in deutschen Großstädten und Zugehörigkeit zur Terrorgruppe Islamische Dschihad-Union (IJU) vor.

Der Begriff „Anschlag“ sei in seiner arabischen und seiner deutschen Variante rund 60-mal gefallen, von Bomben sei etwa 30-mal die Rede gewesen, sagte ein Beamter des Bundeskriminalamts (BKA) aus. Die Ermittler hatten in zwei Mietwagen und dem Ferienhaus im Sauerland insgesamt rund 30 Stunden Gespräche mitgeschnitten und monatelang ausgewertet. Neben Ramstein fielen die Städtenamen Düsseldorf, Leverkusen und Stuttgart als mögliche Anschlagsorte.

Der BKA-Beamte berichtete, Gelowicz und Yilmaz hätten wegen der Sicherheitsvorkehrungen Skepsis am Ziel Ramstein geäußert. Daniel Schneider habe sich aber auf seine Ortskenntnisse berufen und betont, dass ein Anschlag auf die US-Basis möglich sei. Dabei hätten die Männer auch die Möglichkeit einkalkuliert, bei dem Anschlag selbst zu sterben. „Ramstein hört sich gut an – und dann wollen wir noch kriegen so Pub oder Disco“, sagte schließlich der mutmaßliche Rädelsführer Gelowicz.

Gelowicz habe dann Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) nachgeahmt, wie dieser nach einem gelungenen Anschlag vor die TV-Kameras treten würde: „Wir gehen von einem Terroranschlag aus.“

Die Angeklagten hätten geplant, zwei bis vier Ziele anzugreifen. „Wenn du aussteigt – einfach Terror. Wichtig ist, da müssen welche sterben. Sterben – einfach so“, wird Adem Yilmaz zitiert. Und: „Mir wäre es am liebsten: Ganz Deutschland wegbomben.“ In dem Mietwagen und im Ferienhaus hätten die Angeklagten sich offen und ohne verschlüsselte Begriffe über die Anschläge und ihre Bomben unterhalten.

Für den Fall, dass Polizisten bei einer zufälligen Fahrzeug-Kontrolle Verdacht schöpfen, hätten die Männer verabredet, die Beamten zu erstechen. Im Spaß hätten sich die Männer als Ausrede bei einer Kontrolle auf die entsprechende Frage überlegt: „Mir ganget in de Puff.“ Bei der Diskussion, wie dies im Dialekt richtig ausgesprochen wird, sagt schließlich einer der Terrorverdächtigen: „Egal, als Islamist ist das eh’ schlecht.“