Diszipliniert waren sie und ließen sich selbst durch Polizeikontrollen nicht aus der Ruhe bringen: Die sogenannten Sauerland-Bomber arbeiteten zielstrebig auf verheerende Anschläge hin. Das sagte der Chefermittler des Bundeskriminalamts. Zuschlagen wollten sie am 11. September 2007. Bilder zum Sauerland-Prozess.

Düsseldorf. Sie planten offenbar einen 11. September in Deutschland. Und sie waren vermutlich aus Pakistan zu einem raschen Zuschlagen gedrängt worden: Die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Zelle hatten den 11. September 2007 als mögliches Datum für die von ihnen geplanten Anschläge ins Auge gefasst. Auf der Fahrt ins Ferienhaus, das die drei Männer zum Bombenbau angemietet hatten, redeten sie über das symbolträchtige Datum als Tattag. Das sagte ein Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf.

Man könne aber nicht sagen, ob sie dieses Datum "zielgenau angestrebt" hätten. Die Angeklagten beschrieb der Kriminalhauptkommissar als sehr entschlossen. Sie hätten sich nicht von ihren Anschlagsvorbereitungen abbringen lassen, sagte der 34-Jährige Chefermittler in dem Fall. So hätten sie durch Berichte in verschiedenen Medien erfahren, dass man ihnen auf der Spur war.

Sie seien sich bewusst gewesen, dass sie observiert wurden. "Sie fühlten sich aber offensichtlich in der Lage, sich diesen Observationen zu entziehen." Auch eine zufällige Polizeikontrolle am Tag vor ihrer Festnahme habe die Angeklagten nicht davon abgehalten, ihre Pläne weiter zu verfolgen.

Die Islamische Dschihad Union (IJU) hat dem Zeugen zufolge während der Anschlagsplanungen Druck auf die mutmaßlichen Terroristen ausgeübt, die Anschläge bald zu begehen. In einer E-Mail eines Führungsmitgliedes aus Pakistan sei kurz vor der Festnahme der Männer ein Anschlag innerhalb der nächsten drei Wochen gefordert worden.

Die Angeklagten wollten laut Staatsanwaltschaft mit Autobomben möglichst viele US-Bürger in Deutschland töten. Dem als Rädelsführer der Sauerland-Gruppe geltenden Fritz Gelowicz bescheinigte der Zeuge eine "große Disziplin und kriminelle Energie". Dieser habe neben den Anschlagsplanungen eine Ehe geführt und ein Fachhochschulstudium betrieben allein die Anschlagsplanungen seien jedoch regelrecht "ein Fulltime-Job" gewesen.

Drei der Angeklagten die zum Islam konvertierten Deutschen Gelowicz und Daniel Schneider sowie der Türke Adem Yilmaz waren am 4. September 2007 in dem Ferienhaus im sauerländischen Medebach-Oberschledorn festgenommen worden, wo sie mit dem Bau der Sprengsätze begonnen hatten. Der Deutsch-Türke Atilla Selek wurden einen Monat später in der Türkei festgenommen.

Die Auseinandersetzung zwischen dem 6. Strafsenat und dem Angeklagten Adem Yilmaz wurde überraschend beendet: An den ersten Prozesstagen waren gegen den 30-Jährigen insgesamt drei Wochen Ordnungshaft verhängt worden, weil er beim Eintreten des Senats stets sitzen blieb. Am Mittwoch wurde er nun erst in den Saal geführt, als der Senat schon Platz genommen hatte. "Das heißt nicht, dass wir (...) einknicken", sagte Richter Ottmar Breidling. Man wolle sich jedoch nicht auf einen "prozessualen Kleinkrieg" für zwei Jahre einlassen.