An die Stelle der Zivis sind vor einem Jahr die Bufdis gerückt. Die Verbände loben deren Engagement und fordern Ausweitung der Kontingente.

München/Erlangen. Sie sind die guten Engel und die helfende Hand: An die Stelle der Zivis sind vor einem Jahr die Bufdis gerückt. Die meist jungen Bundesfreiwilligendienstler seien sehr engagiert, loben die Verbände. Sie fordern eine Ausweitung der beschränkten Kontingente.

Erste-Hilfe-Kurse leiten, Kinder trainieren, Frösche einsammeln oder Türangeln schmieren: Seit einem Jahr gibt es in Deutschland die Bufdis, die Allzweckwaffe der gemeinwohlorientierten Sozial- und Umweltinstitutionen. Anfangs waren nicht nur die großen Wohlfahrtsverbände skeptisch, als der Bundesfreiwilligendienst zum 1. Juli 2011 den früheren Zivildienst ablöste. Inzwischen heißt es in Bayern unisono: Die Nachfrage ist überraschend groß – und die meist jungen Menschen sind hochmotiviert. Doch es gibt auch Kritik: Vor allem die beschränkte Anzahl der Teilnehmer stößt den Verbänden übel auf.

„Wir haben mehr Nachfrage, als wir Plätze haben“, berichtet etwa der Landesgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes, Leonhard Stärk. Das BRK – mit knapp 800 Bufdis der größte Träger des neuen Freiwilligendienstes unter den bayerischen Wohlfahrtsverbänden - musste bereits rund 200 Interessenten abweisen. Stärk hält das aus mehreren Gründen für fatal.

„Es ist elementar wichtig, dass man die Freiwilligenarbeit fördert in Zeiten, in denen die staatlichen Stellen die Rundumversorgung nicht mehr gewährleisten“, betont er. Dass dem BRK statt den 1700 Zivis nun nur noch 800 Bufdis zustehen, sei auch deshalb bitter, weil gut ein Drittel der Zivis später als Haupt- oder Ehrenamtliche dem BRK verbunden geblieben seien. „Wir werden schauen müssen, wo wir den Nachwuchs herbekommen“, sagt Stärk.

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„Ganz schlimm ist es im Katastrophenschutz.“ Allein beim BRK hatten sich zuletzt rund 800 junge Männer verpflichtet, anstelle des Wehr- oder Zivildienstes vier Jahre lang im Katastrophenfall zu helfen. Bayernweit waren es beim Technischen Hilfswerk oder den Freiwilligen Feuerwehren mehrere Tausend geschulte Hilfskräfte. „Die waren am 1. Juli auf einen Schlag weg“, berichtet Stärk.

Dennoch zieht er ein positives Fazit: „Wir haben mit den Bufdis die besten Erfahrungen gemacht, weil die hochmotiviert sind.“ Und das, obwohl die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes alles andere andere als optimal gelaufen sei. „Holpriger und planloser kann man einen solchen Dienst nicht aufsetzen“, kritisiert Stärk. Den ersten Bufdis habe er noch nicht einmal sagen können, ob ihre Eltern weiter Kindergeld erhalten.

Für manche ein entscheidender Faktor: Für den Freiwilligendienst gibt es nur ein Taschengeld von höchstens 336 Euro. Das ist nicht die Welt, schon gar nicht für ältere Menschen: Der in der Regel auf ein Jahr angelegte Dienst steht allen Altersgruppen offen. So sollen nach den Worten der zuständigen Bundesministerin Kristina Schröder (CDU) pensionierte Schreiner motiviert werden, mit Kindergartenkindern Vogelhäuser zu bauen. Studierte Lehrerinnen könnten Schülern mit Migrationshintergrund bei den Hausaufgaben helfen.

Beim Bund Naturschutz klappt die Mischung schon ganz gut: Rund ein Drittel der Teilnehmer ist älter als 27 Jahre. „Das ist ein Querschnitt durch alle Altersgruppen und Schichten“, sagt die für Bayern und Baden-Württemberg zuständige Koordinatorin Ursula Fees. Bei Projekten zu Landschaftspflege, Artenschutz oder Umweltpolitik würden auch Arbeitslose oder Langzeit-Erkrankte versuchen, beruflich wieder Fuß zu fassen.

In den klassischen sozialen Bereichen hingegen sind es ganz überwiegend junge Menschen, die sich nach der Schul- oder Studienzeit für andere engagieren. Beim BRK etwa beträgt ihr Anteil deutlich über 80 Prozent, auch von den 77 Bufdis des Arbeiter-Samariter-Bundes in Bayern sind 68 jünger als 27 Jahre. Entsprechend schmerzhaft sei die soeben vom Ministerium zusammengekürzte pädagogische Begleitung der Teilnehmer, berichtet der stellvertretende Landesgeschäftsführer Timothy Wolf. Statt drei Wochen stehe ihnen nun nur noch eine Woche in einem Bildungszentrum zu.

Auch Wolf fordert, die Platzkontingente zu erhöhen. ASB wie BRK ist es zudem ein Dorn im Auge, dass das Ministerium von den bundesweit 35 000 Plätzen 12 000 für kommunale Träger reserviert hat - diese Plätze fehlten den Wohlfahrtsverbänden schmerzlich. „Doch wir sind dankbar, dass es diesen Dienst gibt“, betont BRK-Mann Stärk. „Wenn nach den Zivis nichts gekommen wäre – das wäre fatal gewesen.“

(dpa/abendblatt.de)