Hamburg. Die Bundesfamilienministerin feiert zum Jahresende einen politischen Erfolg. Ein halbes Jahr nach Einführung des Bundesfreiwilligendienstes hat Kristina Schröder (CDU) offenbar einen Ersatz für den Zivildienst gefunden. Mehr als 26 000 Menschen haben sich nach Angaben ihres Ministeriums inzwischen für den freiwilligen Einsatz in sozialen oder Umwelteinrichtungen entschieden. Damit rückt die angepeilte Marke von jährlich 35 000 zu besetzenden Plätzen in greifbare Nähe.

Doch so richtig rund lief der Plan nicht, die rund 90 000 Zivildienststellen zu ersetzen, die mit dem Aussetzen der Wehrpflicht bis zum Jahresende weggefallen sind. Zu viele Fragen - allen voran die nach der Vergütung - ließ die Neuregelung offen. So beschied der Bundesrat erst im November, dass ein Freiwilliger ("Bufdi") bis zur Vollendung seines 25. Lebensjahres neben seiner Aufwandsentschädigung auch Kindergeld beziehen darf.

"Wir haben wegen der Unsicherheit erst einmal auf ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) umgestellt. Da ist das Kindergeld für unter 27-Jährige sicher", erklärt Barbara Keber, die die freiwilligen Dienste der Johanniter in Hamburg koordiniert. Bei der Höhe der Vergütung werden beide Gruppen gleich behandelt: Die Johanniter zahlen jedem Helfer monatlich 482 Euro inklusive Unterkunfts- und Verpflegungspauschale. Allerdings bekomme die Hilfsorganisation für jemanden, der ein FSJ absolviert, vom Bund 50 Euro weniger Bildungszuschuss als für einen "Bufdi". Aus Sicht der Johanniter sei es also besser, mehr "Bufdis" und weniger FSJler einzustellen. Trotzdem sind laut Keber bei den Hamburger Johannitern momentan 35 Plätze mit einem FSJler besetzt. Nur ein einziger "Bufdi" hat den Vertrag für 2012 unterschrieben, zwei weitere haben sich beworben.

Die Quote ist gering. Und das, obwohl die Zielgruppe für den neuen Freiwilligendienst groß ist: Im Gegensatz zum Zivildienst und dem Freiwilligen Sozialen Jahr können sich darauf auch Frauen und Männer bewerben, die älter als 27 Jahre alt sind. Allerdings sei es generell schwierig, Freiwillige für den ehemaligen Pflichtdienst zu finden, sagt Rainer Barthel, Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes in Hamburg. Das DRK hatte in Hamburg rund 30 Zivi-Stellen. Bislang seien davon "nur eine Handvoll" mit "Bufdis" besetzt. Anstatt auf die Hilfe Freiwilliger zu bauen, überlege das DRK in Hamburg nun, Minijobs zu schaffen.