Berlin. Obwohl der Druck auf ihn weiter wächst, äußert sich Bundespräsident Christian Wulff in seiner Weihnachtsansprache offenbar nicht zu den Vorwürfen über seinen Privatkredit. Dies wurde gestern nach der Aufzeichnung der Fernsehrede in Berlin bekannt. Vor 70 Gästen im Schloss Bellevue - darunter Feuerwehrleute, Einwandererfamilien und Kinder, für die Wulff die Ehrenpatenschaft übernahm - sprach Wulff über den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Die Rede wird am Sonntag ausgestrahlt.

Wie gestern bekannt wurde, hatte Wulff nun doch mit seinem Unternehmerfreund Egon Geerkens über den Privatkredit über 500 000 Euro verhandelt, der ihm offiziell von Geerkens Ehefrau gewährt wurde. Wulff steht in der Kritik, weil er 2010 vor dem Landtag in Hannover versichert hatte, er habe keine geschäftlichen Beziehungen zu Egon Geerkens. Auch den zinsgünstigen Kredit der Ehefrau hatte er damals im Parlament nicht erwähnt.

Jeder zweite Deutsche hält die Informationspolitik des Präsidenten für unangemessen. In einer N24-Emnid-Umfrage kritisierten 53 Prozent der Befragten, dass sich der Bundespräsident über Sprechererklärungen und Anwaltsschreiben zu den Vorwürfen äußert. 40 Prozent finden es richtig, dass sich der Bundespräsident nicht persönlich erklärt. Allerdings fordern nur 19 Prozent seinen Rücktritt.