Im Thalia-Theater stellten der Alt- und der Umfragenkanzler ihr gemeinsames Buch vor - und gingen dabei nicht nur auf politische Fragen ein.

Hamburg. Selbstverständlich durfte Alt-Kanzler Helmut Schmidt bei der Vorstellung seines neuen Buches "Zug um Zug“ im Hamburger Thalia-Theater rauchen. Man dürfe in einem Theater rauchen, wenn es zum Spiel gehöre, erläuterte Moderator Ulrich Wickert am Sonntag im voll besetzten Haus. Und Schmidt sei schließlich ein großer "Staatsschauspieler“. Eben deshalb, so ergänzte Co-Autor und Ex-Finanzminister Peer Steinbrück, dürfe er selbst hier nicht rauchen. Am Ende rauchte Schmidt lediglich vier Menthol-Zigaretten.

Zu den unterhaltsamen Themen der Buchvorstellung zählte die Frage, warum das Schachspiel auf dem Titel fälschlicherweise um 90 Grad gedreht ist. Es habe eben keiner gewagt, Schmidt zu bitten, mit seinem Rollator umzuziehen, erläuterte Steinbrück. Die Berichterstattung darüber brachte den Ex-Finanzminister dann spürbar in Rage. Wenn die Medien mehr über die Stellung eines Schachtisches berichteten als über den Euro-Gipfel, werde Wichtiges nicht mehr von Unwichtigem unterschieden. Am Ende lüftete er auch das Geheimnis, wer die Partie gewonnen hat: Steinbrück.

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Bei den politischen Themen zeigten beide wie erwartet große Übereinstimmung. Die Kritik an ihrer Partei hielt sich in Grenzen. Die SPD, so Steinbrück, neige dazu, auf gesellschaftliche Entwicklungen zu spät zu reagieren. Die Rente mit 67, Mindestlohn und Eindämmung der Leiharbeit seien richtig. Der sozialen Spaltung müsse Einhalt geboten werden. Steinbrück räumte ein, dass die von ihm initiierte Besteuerung der Vermögensgewinne mit nur 25 Prozent ein Fehler gewesen sei. Beide plädierten am Ende sogar für eine Vermögenssteuer. Schwierig sei allerdings, sie praktisch umzusetzen.

Nur einmal wagte es Steinbrück, dem Alt-Kanzler ins Wort zu fallen. Auf die Frage an Schmidt, wieviele Mitglieder eine Bundesregierung haben müsse, antwortete Steinbrück spontan für ihn: "Eins.“ Das weise er jetzt aber "mit Empörung“ zurück, konterte der Alt-Kanzler. Die Frage an Steinbrück, wie groß denn "sein“ Bundeskabinett im Falle einer Kanzlerschaft sein solle, wollte dieser allerdings nur ungern beantworten: "Ein falscher Schritt und ich bin wieder dran.“ Ohnehin war die Kanzlerfrage nur am Rande Thema des Gesprächs. Er habe Steinbrück "als Privatmann“ zum SPD-Kanzlerkandidaten vorgeschlagen, erklärte Schmidt. Damit sei das Thema erledigt.

Sogar Privates kam zur Sprache. Hin und wieder würde er wieder Klavier spielen, verriet Schmidt. Auch wenn er dabei überhaupt nichts mehr hören könne. Er sei ja kein Genie wie Beethoven - und deshalb dürfe niemand dabei zuhören.