Einen Tag nach der Explosion eines Brandsatzes in Berlin ist jetzt ein weiterer an Gleisen entdeckt worden. Weiter Verspätungen bei der Bahn.

Berlin. Es ist bereits der vierte Tag in Folge, an dem in Berlin Brandsätze an Bahngleisen entdeckt werden. Erst am Mittwoch war ein Brandsatz in Berlin explodiert, am Donnerstagvormittag wurde nun eine weitere Brandbombe gefunden. Zwischen den Bahnhöfen Südkreuz und Priesterweg wurde sie bei einer Kontrolle gefunden, teilte ein Sprecher der Bundespolizei mit. Der S-Bahn-Verkehr ist unterbrochen. Laut Bahn fahren die ICE-Züge nach Leipzig planmäßig. Verspätungen gibt es allerdings weiter auf den Fernbahnstrecken nach Hamburg und Hannover und bei etlichen Regionalzügen Richtung Norden und Westen.

Am Vortag waren in der Nähe von dem Bahn-Knotenpunkt Südkreuz ebenfalls zwei Brandsätze entdeckt worden. Bahn und Bundespolizei haben ihre Kontrollen verstärkt. Sie überprüfen systematisch Bahnanlagen, seitdem am Montag Brandsätze entdeckt wurden. Die Polizei geht davon aus, dass alle Brandsätze gleichzeitig deponiert wurden und jetzt nacheinander gefunden werden.

Bisher gibt es trotz eines Bekennerschreibens einer linksextremistischen Gruppe keine konkreten Hinweise auf die Täter und ihr Umfeld. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen an sich gezogen, weil der Verdacht der „verfassungsfeindlichen Sabotage“ bestehe. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zeigte sich äußerst besorgt. „Wir haben es hier mit einer neuen Dimension linksextremistischer Gewalttaten zu tun, die außerordentlich beunruhigend ist“, sagte er „Focus Online“. Es sei der Versuch, die Infrastruktur der Hauptstadt zu gefährden.

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In der Politik ist ein Streit über die Gefährlichkeit der mutmaßlich linksextremen Bahn-Attentäter entbrannt. Die SPD wies Warnungen aus der Bundesregierung vor einem neuen linksextremen Terrorismus zurück. Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) warnte vor übertriebenen Reaktionen. Ein Bürgerkrieg solle nicht an die Wand gemalt werden, sagte er im RBB-Inforadio. Forderungen nach einer Aufstockung der Zahl von Polizisten wies Körting zurück. Berlin habe bereits die höchste Polizeidichte in Deutschland.

Seit Montag wurden nun mindestens 17 Brandsätze an Bahnanlagen entdeckt. Die meisten konnten unschädlich gemacht werden, zwei zündeten aber. Die Bahn drohte mit einer Schadenersatzklage im großen Ausmaß. „Sollten die Täter ermittelt werden, strengen wir selbstverständlich Schadensersatzklagen an. Für diesen Fall gehe ich von einem Millionenbetrag aus“, sagte Gerd Becht, Vorstand Konzernsicherheit der Deutschen Bahn, der „Bild“-Zeitung (Donnerstag). Der Leiter der Konzernsicherheit der Deutschen Bahn, Gerd Neubeck, sagte dem Nachrichtensender „n-tv“, für Passagiere bestehe keine Gefahr. „Unser System ist so ausgelegt, dass bei einer Unterbrechung von Signalkabeln der Verkehr einfach stehen bleibt.“

(abendblatt.de/dpa)