Kiel. In der schleswig-holsteinischen CDU gibt es erste Überlegungen, wie die Partei ohne Christian von Boetticher in die Landtagswahl im Mai 2012 ziehen könnte. Als erste Wahl für den Posten des Spitzenkandidaten gilt Wirtschaftsminister Jost de Jager, 46. Außenseiterchancen werden Landtagspräsident Torsten Geerdts, 48, eingeräumt. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, 64, hatte angekündigt, nach der Landtagswahl aus der Politik auszusteigen.

De Jager, ein gelernter Journalist, gehört zu den Leistungsträgern im Kabinett. Der gebürtige Rendsburger, der an der Universität Kiel Geschichte, Englisch und Politik studierte und mit Frau und Tochter in Eckernförde lebt, gilt als "stiller Macher", als bodenständiger Politiker, der das Rampenlicht nicht sucht. In den für die Nord-CDU typischen Personal- und Flügeldebatten hat sich de Jager bisher zurückgehalten. Der Minister ist im konservativ-liberalen Lager der Union besser angesehen als von Boetticher, hat aber nicht dessen Kontakte nach Hamburg.

Eine Alternative wäre Geerdts. Er versteht sich gut mit den Grünen und könnte der Union so eine neue Koalitionsoption eröffnen. In den Umfragen liegt die schwarz-gelbe Regierung derzeit hinter der rot-grünen Opposition.

In der CDU wird vermutet, dass ein Spitzenkandidat de Jager auch den Parteivorsitz übernehmen würde.

Einen neuen Landeschef wählt die Union vermutlich erst Anfang November auf einem Landesparteitag in Lübeck. Die Landtagsfraktion leitet von Boetticher vorerst weiter.