Im Streit um Gen-Untersuchungen von Embryonen bieten Grüne und SPD den Vorschlag an, nur bestimmte Krankheiten zu ermitteln.

Hamburg. Der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner hat die Befürworter der Präimplantationsdiagnostik (PID) scharf angegriffen. "PID zieht immer Selektion und Tötung nach sich. Wer PID zulässt, sagt Nein zum Leben und damit Nein zu Gott selbst", sagte Meisner in einer Predigt gestern Abend im Kölner Dom. "Hier gibt es keinen Mittelweg, keinen Kompromiss. Der Mensch in seiner Würde ist von dem Moment an da, wo die Eizelle befruchtet ist", sagte Meisner.

Der Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe hatte dagegen am Montag gesagt, ein PID-Verbot werde rechtlich wohl nur schwer zu begründen sein.

Bei der PID werden Embryonen aus künstlicher Befruchtung auf Erbkrankheiten untersucht und nur gesunde Zellen in den Mutterleib eingepflanzt. Die nicht verwendeten Embryonen sterben ab. Trotz des zum Teil massiven Widerstands gegen die Untersuchungsmethode glaubt die Grünen-Bundestagsabgeordnete Priska Hinz, einen Kompromiss bei der PID gefunden zu haben. Zusammen mit ihrem SPD-Kollegen René Röspel entwickelt Hinz momentan einen Gesetzentwurf, der die Befürworter der PID mit den Gegnern versöhnen soll. Dem Hamburger Abendblatt erläuterte Hinz die Eckpunkte dieses Entwurfs. "Wir wollen, dass bei der PID der Embryo nur auf die Krankheiten untersucht wird, die zu einer Fehlgeburt oder zu einem sehr frühen Tod des geborenen Kindes führen können", sagte die Grünen-Politikerin. Es gehe ihr um die Frage der Lebensfähigkeit des Embryos und nicht um die Frage, ob der Embryo lebenswert sei.

In der vergangenen Woche hatten die Bundestagsabgeordneten Ulrike Flach (FDP) und Peter Hintze (CDU) einen Gesetzentwurf vorgestellt, der sich ebenfalls für eine Zulassung der PID ausspricht. Laut Hinz gehe dieser Entwurf aber zu weit, da er auch einen Abbruch bei lebensbedrohlichen Krankheiten wie Chorea Huntington erlaube, die erst im Alter zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führten. "Vor der Geburt zu entscheiden, ob ein Mensch mit solchen Erbkrankheiten leben darf, halte ich für falsch", sagte Hinz. Derzeit sei diese Auswahl bei der Pränataldiagnostik auch verboten. "Der Entwurf von Flach und Hintze würde dieses Verbot aber durchlöchern", befürchtet die Grünen-Politikerin.

Nach dem Entwurf von Hinz und Röspel, der bis Anfang Februar offiziell vorgestellt werden soll, beträfe die PID-Untersuchung "eine relativ überschaubare Anzahl von genetischen Krankheiten" wie beispielsweise Trisomie 12 und Trisomie 13.

Hinz zeigte sich optimistisch, dass ihr Entwurf Abgeordnete aus allen Fraktionen überzeugen werde, insbesondere auch solche, die sich bisher um eine zu weitgehende Anwendung von PID gesorgt hatten. "Ich glaube eine Mehrheit der Abgeordneten ist für eine Öffnung der PID", sagte Hinz.