DIHK-Präsident Driftmann schlägt strategische Partnerschaft zwischen Militär und Wirtschaft vor. Firmen müssten sich neu orientieren.

Hamburg. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, bereitet die deutschen Wehrtechnik-Unternehmen auf Einschnitte infolge der Bundeswehr-Strukturreform vor. Driftmann, der als Mitglied in der Strukturkommission von Frank-Jürgen Weise mitgearbeitet hat, sagte dem Abendblatt (Mittwochausgabe), die Zulieferunternehmen müssten sich wegen des geringeren Wehretats neu orientieren: „Angesichts der konsequenten Einsatzausrichtung und der damit verbundenen Straffung der Prozesse wird die deutsche wehrtechnische Industrie nicht mehr durch den Hauptkunden Bundeswehr ausgelastet sein. Zukünftig fallen kleinere Stückzahlen an, sodass die wehrtechnische Industrie mehr als zuvor auf den Export und die zivile Nutzbarkeit ihrer Produkte angewiesen sein wird.“

Driftmann schlug eine „neue strategische Partnerschaft“ zwischen Militär und Wirtschaft vor. Eine solche Kooperation müsse erstens von einem Top-Managementdialog über die Trends und Entwicklungen auf beiden Seiten geprägt sein. „Und zweitens muss sich die Art der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Wirtschaft vom bloßen Auftraggeberauftrag-nehmer-Verhältnis zu einer Entwicklungspartnerschaft wandeln, wie sie bereits in anderen Bereichen, beispielsweise der Automobilindustrie, praktiziert wird.“ Dazu sei die Wirtschaft seiner Einschätzung nach bereit.

Der DIHK-Chef verteidigte zugleich die Reformvorschläge der Kommission. Die heutigen Verfahren bei der Beschaffung von Rüstungsmaterialien seien zu lange, zu teuer und am Ende in oft unzureichender Qualität. „Selbst bei akutem Bedarf im Einsatz und vorhandenen marktverfügbaren Produkten benötigt die Beschaffung und Erprobung aufgrund der Vielzahl an beteiligten Stellen und der fehlenden entscheidungsbefugten und durchsetzungsfähigen Projektleitung häufig mehrere Jahre“, kritisierte Driftmann.

Deshalb schlage die Kommission eine „Agentur für Beschaffung der Bundeswehr“ vor, die sich an den künftigen Einsatzanforderungen und zivilen Vorbildern orientieren solle. Dazu gehören eine zentrale Einkaufsorganisation und ein funktionierendes Risikomanagement. „Aus meiner Sicht ist für diesen Veränderungsprozess auch neues Personal von Außen erforderlich“, sagte Driftmann. Zudem könne die Bundeswehr in nicht-militärischen Bereichen Kosten durch Leasing- oder Mietmodelle reduzieren. Driftmann zufolge sieht die Kommission „zum Beispiel Potenzial für eine weitere Auslagerung von Aufgaben in den Bereichen Logistik und Instandhaltung.“ Optimierungsmöglichkeiten gebe es auch durch einen einfacheren Zulauf an Ausrüstungen. Würden Produkte gemeinsam mit anderen EU- oder Nato-Staaten entwickelt, sollten die Erprobung und Zertifizierung wechselseitig anerkannt werden. „Eine erneute Güteprüfung durch deutsche Behörden und der damit verbundene Zeitverlust sind nicht nachvollziehbar und gehen auf Kosten der Einsatzfähigkeit der Truppe.“