Der Mann wurde vom US-Geheimdienst verhört. Killerkommandos sollten auch in Deutschland terroristische Attentate verüben.

London/Washington. Geheimdienste haben Berichten unterschiedlicher Zeitungen und Fernsehstationen terroristische Anschläge auf Städte in Deutschland, Frankreich und Großbritannien verhindert. Die Terroranschläge seien in Pakistan geplant worden, berichtete der britische TV-Sender Sky News. Zeitgleich seien Aktionen in der London sowie in größeren Städten in Deutschland und Frankreich geplant gewesen. Unterdessen bestätigte das Bundesinnenministerium Meldungen, nach denen das Terrornetzwerk Al Qaida „längerfristig“ Anschläge in den USA, in Europa und auch in Deutschland plant. Ein Sprecher von Bundesinnenminister Thomas de Maizière verwies auf Informationen aus „nachrichtendienstlichem Aufkommen“. Zugleich versuchte der Ministeriumssprecher, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Aus den Informationen ergäben sich keine konkreten Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge in der Bundesrepublik. Auch die bislang geltende Gefährdungsbewertung ändere sich nicht.

Die Kommando-Einheiten, die die Terroranschläge verüben sollten, bestanden nach ZDF-Angaben aus Deutschen, Arabern und Tschetschenen. Die Erkenntnisse über die Pläne gehen laut ZDF auf die Verhöre eines Deutsch-Afghanen zurück, der seit Wochen von amerikanischen Ermittlern im US-Militärgefängnis Bagram verhört werde. Der Mann gehört zu einer Gruppe von Hamburger Islamisten, die im März 2009 in das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet gereist waren, um sich dort in Terrorcamps ausbilden zu lassen . Der Mann habe den Behörden weitere Namen von Hintermännern gegeben, deshalb werde er als glaubwürdig eingeschätzt.

Sky News berief sich bei seinem Bericht auf britische Geheimdienstkreise, denen zufolge die Hintermänner Kontakte zum Terrornetzwerk al-Qaida hatten. Die Anschläge hätten Kommando-Aktionen ähnlich wie in Mumbai im November 2008 sein sollen. Bei Angriffen auf zwei Luxushotels und andere Orte in der indischen Metropole hatten aus Pakistan eingereiste Islamisten damals 166 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt. Auch bei dem mutmaßlich enttarnten Komplott seien Kllerteams geplant gewesen, die an markanten Orten in Großstädten Geiseln nehmen und ein Blutbad anrichten sollten. Das berichtet unter anderem die BBC unter Berufung auf weitere Berichte. Dort heißt es: Außer Frankreich habe auch Deutschland eine höhere Stufe in der Terrorwarnung ausgerufen.

Auch der US-Sender ABC News berichtete von den Anschlagsplänen. Auch die USA seien womöglich ein Ziel gewesen. Präsident Barack Obama sei über die Gefahr bereits informiert worden, hieß es in dem Sender unter Berufung auf US-Beamte. Die wichtigsten Informationen über die drohende Gefahr kamen dem US-Sender zufolge von einem mutmaßlichen deutschen Terroristen, der auf dem Weg nach Europa gefasst worden sei und nun in Afghanistan festgehalten werde. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete, zwei in der Nacht zum Mittwoch befragte französische Behördenquellen seien nicht über Attentatspläne in Frankreich , Deutschland und Großbritannien informiert.

Die von Pakistan aus vorangetriebenen Pläne seien bereits in fortgeschrittenem Stadium gewesen, hieß es bei Sky News. Allerdings hätten die Anschläge nicht unmittelbar gedroht. Die Größe des Komplotts sei entdeckt worden, nachdem die Geheimdienste in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA ihre Informationen ausgetauscht hätten. Das US-Militär habe dann geholfen, die Hintermänner in Pakistan aufzuspüren. Dies erkläre auch die vermehrten Angriffe von US-Drohnen auf pakistanisches Gebiet in den vergangenen Tagen, hieß es bei Sky News.

Die US-Armee hatte in den vergangenen Tagen vermehrt mutmaßliche Islamisten-Stellungen in Pakistan mit Drohnen angegriffen. Die Angriffe hätten teilweise auch den Planern der Anschläge gegolten, einige von ihnen seien getötet worden, berichtete Sky News. Bei den Angriffen soll am Wochenende auch der Al-Qaida-Chef für Afghanistan und Pakistan getötet worden sein.

Der Bericht über die Anschlagspläne fällt in eine Zeit vermehrter Sicherheitswarnungen der westlichen Geheimdienste. Erst vor einer Woche hatte US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano erklärt, dass die USA und Europa einer immer größer werdenden Bedrohung von Anschlägen ausgesetzt seien. In Frankreich wiederum warnen die Sicherheitsbehörden seit Wochen vor einer konkreten Terrorgefahr. „Die Bedrohung ist real, unsere Überwachung ist verstärkt“, hatte Innenminister Brice Hortefeux kürzlich erklärt.

Erst am Dienstagabend war zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen der Pariser Eiffelturm wegen einer Bombendrohung geräumt worden. Rund zwei Stunden später wurde der Bombenalarm aber aufgehoben und der Eiffelturm wieder für Besucher geöffnet.