Hamburg. Es sind Worte, die sich die Spitzen von Grünen und SPD genüsslich auf der Zunge zergehen lassen dürften: absolute Mehrheit. Lange waren beide Parteien mehr als weit von entsprechenden Umfragewerten entfernt. Jetzt erreichen sie in einer Forsa-Umfrage zusammen 47 Prozent. Wäre Bundestagswahl, hätte Rot-Grün damit die absolute Mehrheit im Bundestag. Ohne die Stimmen der Linkspartei.

Das liegt vor allem an den Grünen. Sie kommen allein auf 19 Prozent, die SPD auf 28. Die Union erreicht 30, die FDP jedoch nur vier Prozent, während die Linke bei elf verharrt. "Die Grünen profitieren vor allem davon, dass die anderen Parteien das Vertrauen der Wähler verlieren", sagte Forsa-Chef Manfred Güllner dem Abendblatt. Vor allem seien ehemalige SPD-Wähler übergelaufen. "Deshalb kann man auch nicht von einem rot-grünen Comeback sprechen", so Güllner. "Zumal völlig unklar ist, wie es in Zukunft weitergeht." Das letzte Mal, dass beide Parteien ähnliche Werte erzielten, war Anfang 2005. Noch unter Gerhard Schröder (SPD) kamen sie kurzzeitig auf 46 Prozent, was der Unmut über fünf Millionen Arbeitslose jedoch schnell abschwächte. "Heute ist es eine gute Nachricht für die SPD, dass die Werte nicht noch weiter gesunken sind", so Güllner. Zwischen 1998 und 2009 seien den Sozialdemokraten rund zehn Millionen Wähler verloren gegangen. "Ob die SPD noch eine Volkspartei ist, muss angezweifelt werden."

Ein Problem hat allerdings auch das schwarz-gelbe Lager, das mit nur 34 Prozent den schlechtesten Wert seit Beginn der Forsa-Aufzeichnungen im Jahr 1986 erreicht. Vor allem die FDP hat dabei mit herben Verlusten zu kämpfen und würde sogar an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. "Die Liberalen sind der Union als Auffangbecken für verlorene Stimmen abhandengekommen", sagt Güllner. Während sich enttäuschte SPD-Wähler den Grünen zuwenden, verlassen ehemalige FDP-Anhänger das schwarz-gelbe Lager ganz.