Dancehall-Künstler Bounty Killer aus Jamaika soll Anfang Mai in Hamburg auftreten. Verbände und Grüne protestieren gegen den Musiker.

Hamburg. In seinem Lied "Another Level" lässt der Musiker Bounty Killer keine Zweifel über seinen Hass gegen Homosexuelle. "Steckt in Brand die Puffs und Schwuchteln, Scheiß-Männer müssen ertränkt werden, das ist die jamaikanische Philosophie." Scheiß-Männer sind für den jamaikanischen Dancehall-Künstler Rodney Basil Price, alias Bounty Killer, Homosexuelle. Seine Hetze gegen Schwule und Lesben wird untermalt mit satten Bässen. Weil er zu Mord und Gewalt aufruft, stehen mehrere seiner Alben auf dem Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Dennoch soll der Musiker am 3. Mai in der Trafalgar Lounge in Hamburg auftreten.

Immer wieder stehen jamaikanische Musiker wie Baju Banton, Sizzla, Capleton und Beenie Man wegen homophober Texte in der Kritik. Verbände und Politiker schalteten mehrfach die Staatsanwaltschaft ein und protestierten gegen die Auftritte. Einige Konzerte wurden verhindert, gerade erst ein Auftritt des jamaikanischen Interpreten Elephant Man in Berlin. Andere Konzerte in Deutschland fanden statt, auch unter Aufsicht der Polizei. Musiker wie Sizzla haben mittlerweile den sogenannten "Reggae Compassionate Act" unterzeichnet, in dem sie sich verpflichten, keine homophoben Texte mehr zu singen. Doch Verbände von Schwulen und Lesben kritisieren, dass diese Abmachung "in keiner Form eingehalten" werde.

Bounty Killer weigert sich, diese Erklärung zu unterzeichnen. "Wer in Jamaika zu Hass gegen Schwule und Lesben aufruft, darf in Deutschland nicht damit Geld verdienen", sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, dem Abendblatt. Zeitweise wurde Price, alias Bounty Killer, auf Initiative der Bundesregierung die Einreise in den Schengen-Raum verwehrt. Beck fordert nun das Innenministerium auf, Vorkehrungen zu treffen, um eine Einreise von Price zu verhindern. Der Veranstalter des Konzerts von Price Anfang Mai, die Trafalgar Lounge im Heidenkampsweg, verwies auf eine Erklärung, die der Musiker unterzeichnet habe. Er verpflichte sich damit, während seines Konzerts auf Gewaltaufrufe und Hetze zu verzichten. Man wisse um die Texte von Price, sei sich aber sicher, dass sich Price an deutsche Gesetze halten werde. Auftreten darf er dennoch. Es geht auch um das Geschäft. Mit dem Konzert in Hamburg soll eine Europatournee mit Stationen auch in Wien und Zürich sowie in Frankreich und Italien beginnen.

Menschenrechtsgruppen berichteten wiederholt von gewalttätigen Übergriffen und brutalen Verfolgungen gegen Homosexuelle in Jamaika. Homosexualität steht in dem Karibikstaat unter Strafe, Politiker machen mit Hetze gegen Schwule und Lesben Wahlkampf.

Einerseits gibt es Hoffnung: Bei der jamaikanischen Parlamentswahl hat vor einigen Monaten die homophobe Labour Party kräftig an Stimmen verloren. Die Wahlsiegerin Portia Simpson-Miller hatte im Wahlkampf das Ende der Homo-Verfolgung in Aussicht gestellt. Dennoch: Sänger wie Price würden die Stimmung in dem Land anheizen, sagt Human Rights Watch. Nicht nur dort, auch in Staaten wie Russland oder in Teilen auch im Ungarn unter der Regierung von Viktor Orban gebe es ein Publikum für Aufrufe zur Gewalt gegen Homosexuelle, beklagen Verbände. Man dürfe zudem für Jamaika nicht vergessen, dass die Ursachen der Homophobie in dem Karibikstaat auch durch die britische Kolonialzeit und die christliche Missionierung zu finden seien, sagt Renate Rampf vom Lesben- und Schwulenverband in Deutschland. Auch in Jamaika rufen Gruppen wie J-Flag zum Boykott gegen Price auf. Es würden auch Rapper in Jamaika auftreten, die Homophobie in ihren Liedern offen angehen, sagt Rampf.