Homosexuelle Männer dürfen kein Blut spenden, da sie einer Risikogruppe zugeordnet werden. Schwulenverband fordert Reform.

Köln. Gemeinhin gilt Deutschland als fortschrittlich, modern und gleichberechtigt. Überraschend und erschreckend mag daher die Regel anmuten, dass schwule Männer vom Blutspenden ausgeschlossen sind. Denn sie werden automatisch einer Risikogruppe für die Übertragung von HIV zugeordnet - unabhängig davon, ob sie Safer Sex betreiben.

Der Lesben- und Schwulenverband fordert, dass schwule Männer zum Blutspenden zugelassen werden. Dass Schwule davon noch immer ausgeschlossen seien, stelle diese unter einen Generalverdacht, kritisierte der Geschäftsführer des Verbandes, Klaus Jetz,: „Es wird der Eindruck erweckt, dass Schwule häufig ihre Partner wechselten.“ Diese Pauschalisierung sei nicht hinnehmbar.

Auf dem Fragebogen, der vor dem Blutspenden ausgefüllt werden muss, sei die Frage nach der sexuellen Orientierung daher fehl am Platz. „Die Frage muss stattdessen lauten, ’Praktizieren Sie Safer Sex?’“, forderte Jetz. Wenn das Thema geschützter Geschlechtsverkehr ernster genommen würde, könnte das bestehende Gesundheitsrisiko des Spenders besser eingeschätzt werden. Es wäre daher wichtig, nicht nach Risikogruppen, sondern nach dem Risikoverhalten zu fragen. Dazu gehöre auch, ob ein Mensch häufig den Sexualpartner wechsle, sagte Jetz. Dies betreffe eben auch heterosexuelle Männer.

+++Manfred Krug wäre gerne mal schwul gewesen+++

+++Coming-out für ein ehrliches Leben+++

Laut Jetz melden sich immer wieder Männer beim Schwulenverband, die entsetzt sind, dass sie bei einer Blutspende abgelehnt wurden, weil sie offen ihre sexuelle Orientierung angegeben haben. Sie seien motiviert, Blut, das dringend benötigt werde, zu spenden, würden dann aber aufgrund ihrer sexuellen Orientierung vor den Kopf gestoßen. Viele könnten in der Folge falsche Angaben machen und das Feld nicht ankreuzen. „Das ist aber keine zufriedenstellende Lösung“, betonte er.

Der Verband dringe daher seit Jahren bei der Bundesärztekammer, beim Robert Koch Institut und bei anderen Blutspende-Einrichtungen auf „eine diskriminierungsfreie Regelung“ – bislang jedoch ohne großen Erfolg, sagte der Verbandsgeschäftsführer. Auch die Politik lehne mit Hinweis auf die Unabhängigkeit der Institute eine gesetzliche Änderung der Blutspende-Richtlinien ab. In anderen europäischen Ländern wie Italien oder Spanien seien Schwule dagegen längst nicht mehr vom Blutspenden ausgeschlossen.