Es bestehe die Gefahr, dass das religiöse Klima insgesamt aufgeheizt wird, hieß es am Donnerstag aus Sicherheitskreisen in Berlin. Hintergrund ist neben der Koran-Verteilung durch Anhänger der Salafisten eine islamfeindliche Aktion der rechtspopulistischen Partei Pro NRW.

Köln. Die deutschen Sicherheitsbehörden sorgen sich um das friedliche Klima zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen im Land. Es bestehe die Gefahr, dass das religiöse Klima insgesamt aufgeheizt wird, hieß es am Donnerstag aus Sicherheitskreisen in Berlin. Hintergrund ist neben der Koran-Verteilung durch Anhänger der Salafisten eine islamfeindliche Aktion der rechtspopulistischen Partei Pro NRW.

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Den Angaben zufolge hat Pro NRW Menschen dazu aufgerufen, islamfeindliche Karikaturen bei einem von der Partei veranstalteten Wettbewerb einzureichen. Es sei geplant, die „Gewinnerzeichnungen“ vor Moscheen aufzuhängen. Karikaturen über den Islam, besonders über den Propheten Mohammed, haben in der Vergangenheit bereits zu teilweise gewaltvollen Protest geführt. 2005 erschien in der dänischen Tageszeitung „Jyllands-Posten“ eine Mohammed-Karikatur von Kurt Westergaard. Der Zeichner und sein Verlag wurden danach von Islamisten bedroht.

Gegen die Aktion in Nordrhein-Westfalen würden Maßnahmen geprüft, hieß es. Die Initiatoren könnten sich allerdings auf die Meinungsfreiheit berufen. Die Koran-Verteil-Aktion der Salafisten soll derweil den Angaben zufolge am Wochenende in wahrscheinlich 38 Städten fortgesetzt werden. Verfassungsschützer beobachten die Aktion. Salafisten streben eine einzig nach dem Koran gerichtete Gesellschaft an und lehnen unter anderem die Demokratie als nicht gottgewollt ab. Die Sicherheitsbehören schätzen die Zahl der Anhänger auf 4.000, die in verschiedenen, oftmals auch konkurrierenden Gruppen organisiert sind.

Salafismus

Der Begriff „Salafismus“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet „die frommen Altvorderen“ (as-salaf as salih). Salafisten predigen einen Islam, der sich eng am Wortlaut des Korans und den Überlieferungen aus dem Leben des Propheten (Sunna) sowie seiner frühen frommen Gefährten orientiert. In der Rückbesinnung auf die ersten drei Generationen wollen die Salafisten den ursprünglichen Islam bewahren und leben.

Entstanden ist der Salafismus im 19. Jahrhundert in Ägypten. Er ist geprägt von stark intoleranten Zügen gegenüber anderen Religionen und Religionsgemeinschaften. Salafisten verstehen sich als die einzig wahre Gemeinschaft der Gläubigen, da ihrer Auffassung nach nur sie den Islam, wie Gott ihn vorgeschrieben hat, leben. Daher zählen auch alle nicht-salafistischen Muslime zu den Ungläubigen.

Die salafistische Glaubenspraxis umfasst auch Kleidungsvorschriften oder eine spezielle Zahnputztechnik. Viele Salafisten tragen weite Gewänder, lange Bärte und Kopfbedeckungen. Der Salafismus bietet seinen Anhängern ein Schwarz-Weiß-Werteschema an. Demokratie oder Gleichberechtigung werden als „unislamisch“ abgelehnt. Einige Salafisten gelten zudem als gewaltbereit und befürworten den Dschihad, den „Heiligen Krieg“, um einen Gottesstaat zu errichten. In Deutschland werden die Anhänger des Salafismus heute auf 3.000 bis 5.000 geschätzt. Bei den Salafisten gibt es unterschiedliche Strömungen. Einige Gruppierungen werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Nach dessen Erkenntnissen hatte auch der Attentäter des Terroranschlags am Frankfurter Flughafen vom März 2011 Kontakte zu salafistischen Seiten im Internet.

(EPD)