Bundesfinanzminister präsentiert Briefmarke zum 100. Geburtstag des Verlegers. Schäuble würdigt “Patrioten, der Deutschland geprägt hat“.

Berlin. Das Bundesfinanzministerium ehrt den Verleger Axel Springer in diesem Jahr nicht nur mit einer Sonderbriefmarke, sondern der Bundesfinanzminister kam gestern auch höchstpersönlich ins Berliner Verlagshaus, um das druckfrische 55-Cent-Postwertzeichen vorzustellen. Dabei zitierte Wolfgang Schäuble einen seiner Amtsvorgänger. Theo Waigel, so Schäuble launig, habe einst gesagt, die Vorstellung einer neuen Briefmarke sei "fast das Schönste" an dem Job. "Nicht das einzig Schöne - denn es gebe ja auch noch die Gedenkmünzen!"

Schäuble nannte die Sondermarke, die im Vorfeld von Springers 100. Geburtstag herauskommt, ein Zeichen dankbaren Gedenkens. "Axel Springer", so Schäuble, "hat unserem Land viel gegeben." Er sei ein Patriot gewesen, der sich in seinem Patriotismus durch die Verbrechen des Naziregimes tief verletzt gefühlt und daraus seine Konsequenzen gezogen habe. Der Bundesfinanzminister erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Axel Springer seine Mitarbeiter auf die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen und das Eintreten für das Existenzrecht Israels verpflichtet habe. Und dass es Axel Springer gewesen sei, der angesichts des sowjetischen Ultimatums, das Berlin von Westdeutschland trennen sollte, mit dem Bau seines Verlagshauses an der Sektorengrenze begonnen habe. Nach dem Motto: Irgendwann wird es in der Mitte Deutschlands liegen. Und, so Schäuble, Springer habe recht behalten.

+++ Erinnerungen an Axel Springer zum 100. Geburtstag +++

Axel Springer, der am 2. Mai 1912 in Altona geboren wurde und im September 1985 in West-Berlin starb, den ersehnten Mauerfall also nicht mehr erlebte, gründete 1946 seinen Verlag, brachte als erste Zeitschrift die "Constanze" heraus und erhielt die Lizenz für die erste von deutschen Behörden zugelassene überparteiliche Zeitung. Das Hamburger Abendblatt, das er im Oktober 1948 mit einer Startauflage von 60 000 Exemplaren herausbrachte, war damit die erste Tageszeitung Deutschlands, die nicht von den alliierten Stellen lizenziert wurde. Ein halbes Jahr später hatte sich die "Abendblatt"-Auflage schon nahezu verdreifacht, und ermutigt durch den Erfolg ging der junge Verleger daran, eine Boulevardzeitung ("Bild") zu konzipieren. Heute ist die Axel Springer AG Deutschlands größter Zeitungs- und drittgrößter Zeitschriftenverlag und darüber hinaus eines der führenden europäischen Medienunternehmen.

Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner sagte anlässlich des kleinen Festaktes in Berlin, eine Briefmarke sei "etwas Liebenswertes, aus der Zeit Gefallenes", das nach wie vor täglich millionenfach seinen Zweck erfülle. Döpfner fügte hinzu: "Wir freuen uns sehr über die Würdigung unseres Verlagsgründers durch diese symbolische Geste!"

Die Axel-Springer-Sondermarke ist nach Angaben des Bundesfinanzministers in einer Auflage von 5,5 Millionen Stück gedruckt worden. Grafisch soll sie an Springers Gründerjahre erinnern. "Wir haben uns an alten Zeitungsausschnitten orientiert, wo die Fotos noch stark gerastert gedruckt wurden", erklärten die Grafiker Nicole Elsenbach und Franc Fienbork. "Auch die Typografie soll an Schlagzeilen erinnern."