In Russland, dessen Beziehung oder "strategische Partnerschaft" zu Deutschland vor allem durch das Volumen der Handelsverträge definiert wird, ist die demokratische Öffentlichkeit erfreut darüber, dass nach Jahrzehnten der Realpolitik jemand zum deutschen Präsidenten gewählt wird, der auch über unangenehme Wahrheiten unparteilich sprechen kann. Joachim Gauck "hat den Großteil seines Lebens nicht für die Routen von Gaspipelines, sondern für im Grunde genommen christliche Werte - persönliche Freiheit und persönliche Verantwortung - gekämpft", kommentierte beim Radiosender Kommersant FM der renommierte Journalist Konstantin von Eggert.

Gauck sei ein Gegner jeder Form von Autoritarismus und könne das Erbe der Sowjetunion und die Erinnerung daran nicht leiden. Von Eggert hat keine Zweifel daran, dass Gauck über die Situation in Russland, Weißrussland oder China nicht schweigen wird, womit er Anhänger des außenpolitischen Pragmatismus sicher noch ärgern wird. Von Kommentatoren wurde Gauck bereits "Gewissen der Nation" genannt.