Am 13. Mai, dem Muttertag, wird zwischen Ruhr und Rhein über einen neuen neuen Landtag abgestimmt. Lindner, Röttgen und Co: Die Parteien schicken ihre Spitzenleute ins Feld.

Düsseldorf. Turbo-Wettkampf in Nordrhein-Westfalen. Gerade einmal knapp 60 Tage bleiben den Parteien in Düsseldorf, um die Wählergunst zurückzugewinnen. Wahltermin ist der 13. Mai. Dann stimmen mehr als 13 Millionen Menschen zwischen Rhein und Ruhr über den neuen Landtag ab. Diesen Termin setzte die Regierung des bevölkerungsreichsten Bundeslandes fest. Es ist der spätest mögliche Termin nach Auflösung des Parlaments am Mittwoch. Innerhalb von acht Wochen müssen nun die Parteien Kandidatenlisten aufstellen, Parteitage organisieren und bei den Bürgern Überzeugungsarbeit leisten.

Zum Wahlkampfauftakt standen bei den Parteien Personaldebatten und Koalitionsspiele im Fokus. Thematisch geht es erst später in die Tiefe. Grüne und Schwarze halten sich eine künftige Zusammenarbeit offen, CDU-Spitzenmann Norbert Röttgen mag sich noch immer nicht zwischen Düsseldorf und Berlin entschieden. Und die FDP träumt von einer rosigen Zukunft mit ihrem neuen alten Hoffnungsträger Christian Lindner.

Nachdem CDU-Landeschef Röttgen seit Tagen versichert, nach der Wahl mit allen demokratischen Parteien in der Regierung zusammenarbeiten zu können, haben am Freitag auch die Grünen eine Hintertür für Schwarz-Grün aufgemacht. Zwar gebe es derzeit „keinerlei Anlass, irgendwelche Farbenspielchen zu betreiben“, sagte die Grüne-Landeschefin Monika Düker. Diese bedeute aber nicht, „dass wir irgendetwas ausschließen“.

Der CDU-Fraktionsvize Armin Laschet findet das gut. Er attestierte beiden anderen Landtagsfraktionen ein „sachliches und persönlich entspanntes Verhältnis“. Wenn es notwendig sei, wäre sowohl Schwarz-Grün als auch eine große Koalition mit der SPD möglich, sagte er der Tageszeitung „Die Welt“.

Röttgen bleibt unentschlossen

Abseits der Koalitionsdebatte diskutieren die Christdemokraten verschärft über ihren Spitzenkandidaten Röttgen. Der will zwar Ministerpräsident im bevölkerungsreichsten Bundesland werden. Für den Fall einer Wahlniederlage verweigert er aber eine Festlegung zwischen der Oppositionsbank in Düsseldorf und dem Berliner Umweltministerium. „Ich mache keinen Wahlkampf für Eventualitäten oder für Hypothesen“, sagte er in Bonn.

Parteiintern ist der Druck auf Röttgen groß. Dort wird befürchtet, dass die Rückkehroption ein lohnendes Angriffsziel für SPD und Grüne im Wahlkampf darstellt. „Wenn ich mich einer Aufgabe verschreibe, dann ohne Rückfahrkarte“, sagte der CSU-Parteivorsitzende Horst Seehofer der „Süddeutschen Zeitung“. Er sei der Meinung: „voll für NRW“. Auch der Vizechef der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Fuchs, empfahl dem Bundesumweltminister, sich auf Nordrhein-Westfalen zu konzentrieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel stärkte ihrem Vertrauten den Rücken und lehnte öffentliche Ratschläge ab.

Ex-FDP-Generalsekretär soll es in NRW richten

Bei den Liberalen ruhen angesichts der miserablen Umfragewerte nun die großen Hoffnungen auf Christian Lindner. Der wurde am Donnerstagabend überraschend als Spitzenkandidat und künftiger Landeschef auf den Schild gehoben. FDP-Parteichef Philipp Rösler, noch Ende 2011 sauer auf seinen fahnenflüchtigen General, zeigt sich „sehr froh und gelassen“, dass Lindner „aus der Reserve zurückgekommen ist“.

Lindner weiß, was er vorhat und was auf ihn zukommt. Die NRW-Wahl sei richtungsweisend für seine Partei. „Es geht um die Zukunft der FDP“, sagte er. Noch am Freitagabend wurde der 33-Jährige zu seinem ersten offiziellen Wahlkampftermin in Mettmann erwartet.

Die rot-grüne Minderheitsregierung war am Mittwoch in NRW gescheitert. Nachdem die Koalition ihren Haushaltsentwurf im Landtag nicht durchbringen konnte, löste sich das Parlament einstimmig auf. (dapd/abendblatt.de)