Jeder Cent zählt. In Katerini, einer mittleren Kleinstadt im Norden Griechenlands zu Füßen des Götterberges Olymp, ist an diesem Wochenende zu beobachten, was das für die Hellenen bedeutet. Um bei ihren täglichen Einkäufen zu sparen, bestellen immer mehr von ihnen ihre Lebensmittel über das Internet direkt bei den Händlern - und holen sie in großen Zehn-Kilo-Säcken auf einem Parkplatz direkt von der Laderampe eines Lkw ab. Ohne Umweg über den Supermarkt. Ohne Extrakosten.

Berlin. Jeder Cent zählt. In Katerini, einer mittleren Kleinstadt im Norden Griechenlands zu Füßen des Götterberges Olymp, ist an diesem Wochenende zu beobachten, was das für die Hellenen bedeutet. Um bei ihren täglichen Einkäufen zu sparen, bestellen immer mehr von ihnen ihre Lebensmittel über das Internet direkt bei den Händlern - und holen sie in großen Zehn-Kilo-Säcken auf einem Parkplatz direkt von der Laderampe eines Lkw ab. Ohne Umweg über den Supermarkt. Ohne Extrakosten.

Die Schuldenkrise hat Griechenland fest im Griff. Heute wird der deutsche Bundestag voraussichtlich das zweite Rettungspaket für das Land verabschieden. Es sieht bis Ende 2014 Hilfen von bis zu 130 Milliarden Euro vor, die der Euro-Rettungsschirm EFSF in mehreren Tranchen auszahlen soll. Hinzu kommen 24,4 Milliarden Euro, die aus dem ersten Hilfsprogramm vom Mai 2010 nicht ausgeschöpft wurden. Private Gläubiger wie Banken oder Versicherungen sollen zudem auf einen großen Teil ihrer Forderungen verzichten, um die Schuldenlast zu senken. CSU-Chef Seehofer gab für die Abstimmung als Ziel eine eigene Mehrheit der Regierungskoalition aus: "Ich wünsche mir die Kanzlermehrheit. Das wäre für die Koalition wirklich gut", sagte er der "Bild am Sonntag". Die Kanzlermehrheit ist die absolute Mehrheit der Abgeordneten im Bundestag. Nötig ist sie allerdings nicht - auch SPD und Grüne haben angekündigt, für das Rettungspaket zu stimmen.

+++ Friedrich empfiehlt Griechenland den Euro-Austritt +++

Für das frische Geld haben die Griechen ein ganze Reihe an Bedingungen zu erfüllen - vor allem mussten sie weitere Zusagen für das Spar- und Reformprogramm machen. Der aufgeblasene Beamtenapparat soll verkleinert, Renten gekürzt und Mindestlöhne gesenkt werden. Eine klare Mehrheit der Bundesbürger von 62 Prozent ist laut einer Emnid-Umfrage für die "Bild am Sonntag" trotzdem gegen das neue Hilfspaket. 64 Prozent sind jedoch überzeugt, dass Griechenland nicht vor der Staatspleite gerettet werden kann.

"Das zweite Rettungspaket hat gute und schlechte Inhalte. Doch auch wenn man etwa das Ziel infrage stellen kann, ob es gelingt, Griechenland bis 2014 an den Markt zurückzuholen, ist das Paket absolut notwendig", sagte der europapolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Manuel Sarrazin, dem Abendblatt. "Wir müssen verhindern, dass jetzt eine verlorene Generation produziert wird, und deshalb unser Möglichstes tun, um das Land zu retten", so Sarrazin.

Mancher Abgeordneter fragt sich allerdings, worüber er heute genau abstimmen soll. Wichtige Punkte wie die Beteiligung der Privatgläubiger oder die Höhe des Anteils des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind noch offen. Der haushaltspolitische Sprecher der SPD, Carsten Schneider, sagte, die Prognose zum Abbau des Schuldenstands beruhe auf Daten, die den Abgeordneten bisher nicht vorlägen. "Würde diese Grundlage infrage gestellt, bräche das ganze Rettungskonstrukt in sich zusammen", warnte er.

+++ Griechenland legt Angebot für Schuldenschnitt vor +++

Dazu kommt auch die Ungewissheit, wie sich eine neue Athener Regierung verhält. Im April wird in Griechenland ein neues Parlament gewählt. In der Euro-Zone geht die Angst um, ein befürchteter Linksruck werde die Sparanstrengungen künftig vermindern. Wegen der vielen Unsicherheiten wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) heute mit einer Regierungserklärung zum Euro versuchen, die Abgeordneten zu überzeugen. Sowohl bei der Union als auch bei der FDP lehnen einige Parlamentarier das Rettungspaket wegen der Risiken ab. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso würdigte unterdessen "die enorme Solidarität" der Deutschen mit Euro-Staaten, die in Schwierigkeiten geraten sind. Er kenne "die schwierigen Debatten in Deutschland und die Zweifel, ob sich das alles lohnt", sagte er der "Welt". Er verstehe die Sorgen, "aber es gibt keine bessere Alternative".

Während das zweite Hilfsprogramm also noch nicht einmal verabschiedet ist, hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bereits Spekulationen um ein drittes losgetreten. "Es gibt keine Garantien, dass der eingeschlagene Weg zum Erfolg führt", schrieb Schäuble an die Bundestagsabgeordneten. "Es ist möglicherweise auch nicht das letzte Mal, dass sich der Deutsche Bundestag mit Finanzhilfen für Griechenland befassen muss."