Er war Wulffs engster Vertrauter: Nun steht Olaf Glaeseker unter Korruptionsverdacht. Der Bundespräsident schweigt dazu. Und Glaeseker schickt eine E-Mail.

Hannover. Im Landtag von Hannover liegen die Nerven blank. Nach drei Sitzungstagen mit stundenlangen Debatten über die Kreditaffäre von Bundespräsident Christian Wulff nun auch noch die Korruptionsvorwürfe gegen dessen ehemaligen Sprecher und engen Vertrauten Olaf Glaeseker. „Ich fühle mich von Glaeseker beschissen“, schimpft Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) in die Kameras. Aber in Berlin wird weitgehend geschwiegen, jedenfalls in der Causa Wulff, als habe Glaeseker nichts mit dem bedrängten Staatsoberhaupt zu tun.

Linken-Fraktionschef Hans-Henning Adler in Hannover ist da anderer Meinung: „Ich fordere Sie auf, lassen Sie uns gemeinsam den Sumpf des Systems Wulff trockenlegen, helfen Sie mit, haben Sie Mut“, appelliert er an die Abgeordneten. Zuvor war herausgekommen, dass Glaeseker bei der Medizinischen Hochschule Hannover 44 Studenten für Servicearbeiten bei dem Wirtschaftstreffen Nord-Süd-Dialog des nun unter Bestechungsverdacht stehenden Eventmanagers Manfred Schmidt angefordert hatte. „Glaeseker war gar nicht dafür zuständig“, betont Möllring. Die Landesregierung um Ministerpräsident David McAllister (CDU) ist sichtlich um Distanz bemüht.

Aber was hat dies mit Wulff zu tun? Auf Archivbildern der drei Nord-Süd-Treffen, mit denen Schmidt angeblich dank großzügiger Sponsoren ein gutes Geschäft machte, ist Wulff ebenso zu sehen wie der damalige Stuttgarter Regierungschef Günther Oettinger. Beide bestätigten ihre Rolle als Schirmherren der Veranstaltungen. „Sinn war es, Wirtschaft, Politik und Medien von beiden (Bundes-)Ländern ins Gespräch zu bringen“, sagt Oettinger, heute EU-Energiekommissar.

Die schillernde Figur Manfred Schmidt war auch in der Affäre Wulff schon präsent. Nach der Wahl des Bundespräsidenten erschien dieser gegen Mitternacht bei einer Feier Schmidts am Pariser Platz in Berlin, gleich neben dem Brandenburger Tor, wie Wulffs Anwalt Gernot Lehr am 5. Januar bestätigte. Fühlte sich das frisch gewählte Staatsoberhaupt verpflichtet, bei Schmidt vorbeizuschauen?

Aber Wulff hat sich nach derzeitigem Kenntnisstand nicht, wie angeblich Glaeseker, von Schmidt zu Urlauben einladen lassen. In diesem Zusammenhang bekommt nun auch die Entlassung Glaesekers noch vor Weihnachten Sinn. Direkt angreifbar ist Wulff deshalb nicht. In Berlin wird der Fall Glaeseker deshalb auch nur sehr zurückhaltend kommentiert. Lediglich CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe meldet sich: „Es geht um Vorwürfe, die sich an einen Mitarbeiter richten, und erst wenn man die erhärtet hat, dann muss man sehen, ob man hier Vorwürfe an den Bundespräsidenten richten kann, ob er das wissen konnte, wissen musste.“

Erst einmal ist also die Staatsanwaltschaft Hannover am Zuge. Sie begann am Freitag, die in Glaesekers Haus beschlagnahmten Dokumente und Computerdateien zu sichten. Glaeseker sei bei der Razzia anwesend gewesen, berichtet Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Lendeckel. Daher gebe es keinen Anlass, einen Haftbefehl zu beantragen.

Wulffs ehemaliger „Schatten“ meldet sich am Freitag sogar persönlich bei der Landesregierung. In einer E-Mail bittet er um Verständnis, dass er wegen der laufenden Ermittlungen derzeit keine Fragen beantworten könne, heißt es.

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