Eine “Comeback-Inszenierung“ sei nicht seine Absicht gewesen. Dass Guttenberg nicht zurückkehrt, sorgt für gemischte Reaktionen.

München. Der frühere Verteidigungsminister und CSU-Politstar Karl-Theodor zu Guttenberg hat Hoffnungen in seiner Partei auf ein baldiges politisches Comeback enttäuscht. CSU-Chef Horst Seehofer verkündete am Freitag, dass der einstige Hoffnungsträger der Partei bei den Wahlen 2013 nicht antreten werde. „Es wäre nicht der richtige Zeitpunkt. Und ich habe auch aus meinen Fehlern zu lernen“, schrieb Guttenberg in einem von Seehofer verteilten Brief an die Parteimitglieder. Aus dem Schreiben geht auch hervor, dass der in den USA lebende Ex-Minister seine Politik-Karriere gänzlich an den Nagel hängen will.

„Ich will mich nun neuer Aufgaben annehmen. Zuweilen werde ich mich zu außenpolitischen Themen äußern. Allerdings nicht als Politiker, sondern als politisch denkender Mensch“, schrieb Guttenberg. Er wolle auf lange Sicht in Deutschland nicht öffentlich auftreten.

Guttenberg war im vergangenen März wegen der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit von allen Ämtern zurückgetreten und hatte auch sein Bundestagsmandat niedergelegt. Interviews und ein Buch Guttenbergs hatten Spekulationen angeheizt, er wolle auf die politische Bühne zurückkehren. Mitte Dezember übernahm er einen ehrenamtlichen Beraterposten bei der EU-Kommission.

„Rückblickend waren auch die letzten Wochen missglückt, die Vielen, obgleich es nicht meine Absicht war, wie eine Comeback-Inszenierung erschienen“, schrieb Guttenberg an die Parteimitglieder. Er müsse auch daraus seine Lehren und Konsequenzen ziehen. „Dies erfordert jedoch Zeit und Abstand.“

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Auch Seehofer hatte trotz anfänglicher Kritik an Guttenbergs Einlassungen die Hoffnung geäußert, dass der frühere Politstar für die CSU nochmals in den Ring steigen werde. Seehofer sagte, er habe Verständnis für Guttenbergs Entschluss. Angesichts dieser respektablen Entscheidung gebe es für die Partei keinen Schaden. Die CSU sieht sich bei der Landtagswahl in Bayern 2013 mit dem beliebten Münchner SPD-Oberbürgermeister Christian Ude als Herausforderer konfrontiert, der den CSU-Ministerpräsidenten vom Thron stoßen will. Die bayerische FDP-Landeschefin und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sagte: „Es ist gut, wenn der Wahlkampf 2012 in München und Berlin von Inhalten geprägt wird und nicht von der PR von Karl-Theodor zu Guttenberg.“

Guttenberg schrieb, ihn habe gerührt, dass ihm politische Freunde eine Rückkehr ermöglichen wollten. Er werde weiter für seine Heimat und die CSU zu werben – „egal an welchem Ort dieser Welt“. Die CSU bleibe seine politische Heimat, er habe ihr viel zu verdanken. „Ich bin und bleibe ihr im Herzen verbunden.“ Zur Aufarbeitung von Verfehlungen und zur Neuorientierung wolle er sich „aus dem Licht der deutschen Öffentlichkeit“ zurückziehen. Auch die Aachener Karnevalsauszeichnung „Orden wider den tierischen Ernst“ will Guttenberg entgegen der ursprünglichen Zusage nun doch nicht persönlich entgegennehmen.

Die CSU setzt dennoch unbeirrt darauf, dass ihr einstiger Star eines Tages in ihre Reihen zurückkehrt. „Ich denke, dass eine Wiederkehr in die deutsche Politik durchaus eine Option bleibt“, sagte Seehofer. „Er bleibt uns im Herzen verbunden.“ Der Bundestagsabgeordnete Norbert Geis sagte der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Samstagausgabe): „Ich hoffe, dass das keine Absage an die Politik für alle Zeiten ist.“ Der CSU-Innenpolitiker Hans-Peter Uhl äußerte sich im selben Blatt enttäuscht über Guttenbergs Entscheidung. „Das ist bedauerlich, weil der CSU damit zunächst einmal ein Talent verloren geht. Aber vielleicht überlegt er es sich im Verlauf der nächsten Jahre ja noch einmal anders.“

+++ Lesen Sie hier den Brief Guttenbergs an die Parteimitglieder +++

Chronologie: Guttenbergs politische Laufbahn

Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat innerhalb kürzester Zeit einen rasanten politischen Aufstieg erlebt. Nach seinem schnellen Sturz wegen der Plagiats-Affäre blieb sein Comeback in die Bundespolitik bisher aus.

- 2002: Karl-Theodor zu Guttenberg wird als 30-Jähriger in den Bundestag gewählt.

- 2007: Wahl zum Vorsitzenden des CSU-Bezirksverbandes Oberfranken.

- 2008: CSU-Chef Horst Seehofer beruft ihn zum Generalsekretär.

- Februar 2009: Nach dem Rücktritt von Michael Glos (CSU) wird Guttenberg als dessen Nachfolger jüngster Bundeswirtschaftsminister.

- Oktober 2009: Nach der Bundestagswahl übernimmt Guttenberg das Verteidigungsressort von Franz Josef Jung (CDU), der Arbeitsminister wird.

- 2010: Der CSU-Hoffnungsträger wird in den Medien als möglicher nächster CSU-Chef, bayerischer Ministerpräsident oder Kanzlerkandidat der Union gehandelt.

- März 2011: Knapp zwei Wochen nach den ersten Enthüllungen in der Plagiats-Affäre um seine Doktorarbeit tritt Guttenberg zurück.

- 19. November 2011: Bei seiner ersten öffentlichen Veranstaltung nach dem Sturz nimmt er als „Distinguished Statesman“ (angesehener Staatsmann) an einer Sicherheitskonferenz in Halifax (Kanada) teil.

- Ende November 2011: Guttenbergs Interview-Buch „Vorerst gescheitert“ erscheint, die Erstauflage von 80 000 Exemplaren ist innerhalb von drei Tagen vergriffen.

- 12. Dezember 2011: Guttenberg wird Berater der EU-Kommission zur Internetfreiheit. Er betont in Brüssel: „Dies ist kein politisches Comeback.“

- 20. Januar 2012: Seehofer stellt klar, Guttenberg wird sich 2013 nicht um ein Bundestagsmandat bewerben und vorerst nicht in die deutsche Politik zurückkehren.

Mit Informationen von dpa, dapd und rtr