Inmitten der Affären hat der Bundespräsident eine Rede beim 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz gehalten und äußerte “Wut und Zorn“.

Berlin. Zum 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz hat Bundespräsident Christian Wulff „Scham und Zorn“ über die Mordserie des Zwickauer Neonazi-Trios geäußert. Alle – einschließlich der Polizei und der Sicherheitsbehörden – hätten es nicht für möglich halten wollen, dass es so etwas in Deutschland heute noch gebe.

Auch er habe frühe Warnungen vor rechtsextremistischer Gewalt zunächst für übertrieben gehalten, sagte Wulff am Freitag bei einer Gedenkstunde im Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin. „Wir werden alles tun, damit Terror und mörderischer Hass auf Fremde und Fremdes in Deutschland nie mehr Platz haben.“

„Dieser Ort und der Name Wannsee ist zum Symbol geworden für die bürokratisch organisierte Unterscheidung von lebenswertem und lebensunwertem Leben, für die staatlich organisierte Vernichtung“, sagte Wulff. Der Antisemitismus des NS-Staates sei genährt und gestützt worden vom Antisemitismus in der Gesellschaft. Deshalb sei es eine nationale Aufgabe, die Erinnerung an die Judenvernichtung wachzuhalten. „Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Unglaubliche und Unvorstellbare wirklich geschehen ist.“

Der Bundespräsident sicherte den Juden in aller Welt bei Gefahr und Verfolgung die Verbundenheit Deutschlands zu. Zugleich betonte er: „Deutschland steht unverbrüchlich an der Seite Israels.“

An der Gedenkfeier nahm auch der israelische Minister Yossi Peled teil. Peled hatte als Kind die deutsche Besatzung in Belgien unter falscher Identität überlebt. Von seiner Familie überlebte nur seine Mutter den Holocaust im Konzentrationslager Auschwitz. Bei der Gedenkfeier trug Peled für seinen ermordeten Vater das jüdische Totengebet „Kaddisch“ vor.

Die Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 gilt als entscheidende Wegmarke für den Völkermord an den Juden. Bei der Zusammenkunft in einer Villa im Südwesten Berlins hatten 15 Spitzenbeamte des NS-Regimes, die die "Welt" in einer Galerie zusammengestellt hat, die organisatorische Umsetzung des Völkermords an den europäischen Juden besprochen. In dem damaligen Gästehaus der SS wurde vor 20 Jahren eine Gedenkstätte eröffnet, die Wulff am Freitag zusammen mit dem israelischen Minister Yossi Peled besuchte. (dpa/epd)