Hamburg. Es ist das dunkelste Kapitel der Hamburger Polizeigeschichte: Sechs Bataillone waren an der Vertreibung von Juden in Polen und anderen von Deutschland besetzten Ländern beteiligt. Sie wurden zu Vollstreckern dessen, was Nazigrößen in Wannsee 1942 beschlossen hatten. Allein das 101. Bataillon wird für die Erschießung von 38 000 Menschen verantwortlich gemacht.

Auch in ihrer Heimatstadt wurde die Hamburger Polizei zum Handlanger des Nationalsozialismus. Daran erinnert seit gestern eine Ausstellung im Rathaus. 48 Schautafeln mit Schicksalen, Fakten, Originaldokumenten geben Auskunft zur Rolle Hamburger Polizisten der NS-Zeit. Die Ausstellung hat den Namen "Dokumentation Stadthaus", denn das Grauen hatte seinen Ort im Stadthaus, dem ehemaligen Polizeipräsidium. Dort im Keller wurde gefoltert, Häftlinge sollten unter Gewalt Geständnisse ablegen. "Das Stadthaus sollte für mich zum Sinnbild und Exekutionsstätte des Horrors werden", sagte Ralph Giordano in seiner Eröffnungsrede. Er erinnerte an sein eigenes Schicksal - auch er wurde im Stadthaus gefangen gehalten. Lange dauerte es, bis dieses Kapitel öffentlich thematisiert wurde. "Vermutlich aus purem Selbstschutz", meint Historiker Detlef Garbe. Viele Polizisten seien einfach in den Dienst zurückgekehrt.

"Dokumentation Stadthaus. Die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus", Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit Unterstützung der Bürgerschaft, Rathaus Hamburg, 19.1.-10.2., Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa u. So 10-13 Uhr