Der Vorstand der Bundesbank sieht die geringere Bildung von Zuwanderern als Gefahr. Die Bundesbank distanzierte sich davon.

Darmstadt. Die Äußerungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin über die angeblich geringere Bildung von Zuwanderern haben heftige Reaktionen ausgelöst. Erneut wurden Forderungen nach einem Rücktritt des 65-Jährigen laut. Sarrazin hatte schon früher mit provokanten Äußerungen für Empörung gesorgt.

Eine Sprecherin der Bundesbank sagte aber am Freitag in Frankfurt der Nachrichtenagentur dpa: „Das ist die persönliche Meinung von Herrn Sarrazin, nicht die der Bundesbank. Wir kommentieren persönliche Meinungen unserer Vorstandsmitglieder nicht.“

Sarrazin hatte in Darmstadt am Donnerstag die Befürchtung geäußert, das schwächere Bildungsniveau vieler Zuwanderer wirke sich negativ auf Deutschland aus. „Wir werden auf natürlichem Wege durchschnittlich dümmer“, sagte Sarrazin. Zuwanderer „aus der Türkei, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika“ seien weniger gebildet als Migranten aus anderen Ländern.

„Ich frage mich, wie lange die Bundesbank einen solchen Brandstifter und Rechtspopulisten noch an ihrer Spitze dulden will“, sagte die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth der„Leipziger Volkszeitung“ (Samstag). „Auch die SPD muss sich fragen lassen, ob und wie lange sie Thilo Sarrazin noch in den eigenen Reihen akzeptiert.“ Für die Bundesbank „als eine der wichtigsten öffentlichen Institutionen in diesem Land ist ein Führungsmitglied mit dieser Geisteshaltung untragbar“.

Die stellvertretende Linken-Chefin Sahra Wagenknecht meinte, ein Rücktritt sei mehr als überfällig. Es sei ein Skandal, dass Sarrazin „sein Gift versprühen und trotzdem in führenden Positionen in diesem Land tätig sein kann“, hieß es in einer Mitteilung.

Der Berliner SPD-Landesvorsitzende Michael Müller sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Die erneuten Provokationen von Herrn Sarrazin sind in jedem Fall unerträglich.“ Nach dem Schiedskommissionsverfahren über einen möglichen Ausschluss aus der SPD im März sei Sarrazin ganz eindeutig aufgefordert worden, „sich in seinen Aussagen zurückzuhalten und zu mäßigen“, betonte Müller. „Aber offenbar lernt nicht nur Hans nimmermehr, sondern auch Thilo hat nichts dazu dazugelernt“, bedauerte der Berliner SPD-Chef.