Hamburg. Die Flugverbote wegen der Aschewolke aus Island sind Forschern zufolge gerechtfertigt. Dass die Luft tatsächlich gefährliche Teilchen enthält, ergaben etwa Untersuchungen der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. Dagegen kritisieren einige Airlines, dass die Verbote auf Computersimulationen beruhen. Die wichtigsten Modellrechnungen laufen am Volcanic Ash Advisory Centre (VAAC) in London, das beim britischen Wetterdienst angesiedelt ist.

Das Vulkanasche-Beratungszentrum ist eines von weltweit neun Zentren, die im Auftrag der internationalen Organisation der zivilen Luftfahrt ICAO Vulkanemissionen erfassen und deren Verbreitung hochrechnen. Das Londoner Zentrum überwacht den Luftraum Großbritanniens, Islands und des nordöstlichen Atlantiks, für Kontinentaleuropa übernimmt dies das VAAC in Toulouse.

"Die Simulationen sind sehr zuverlässig und werden durch Satellitenmessungen ständig überprüft", sagt Sabine Bork, Leiterin der Luftfahrtberatung des Deutschen Wetterdienstes. Die Modelle sind einfacher gestrickt als die Klimamodelle, die zum Beispiel Wechselwirkungen mit den Ozeanen integrieren müssen. Ihre Qualität steht und fällt mit den Eingangsdaten: Wetterprognosen und Vulkan-Emissionen. Letztere werden aus der Ascheverteilung rund um den Eyjafjallajökull ermittelt. Sie verrät, mit welcher Energie die Partikel aus dem Vulkan herausgeschleudert wurden und wie groß ihre Masse ist. "Im Durchschnitt stieß der Vulkan in den vergangenen Tagen in jeder Sekunde etwa 300 Kubikmeter Gas und Feststoffe aus", sagt Franz Ossing, Pressesprecher des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam.

Zusätzlich sollen jetzt Messflüge die Wolke in den Griff bekommen. Neueste Zustandsdaten zum Himmel über Deutschland sammelte gestern Nachmittag das Forschungsflugzeug Falcon 20E des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Es hob von Oberpfaffenhofen ab, nachdem es seit Freitag von den DLR-Technikern auf den Sondereinsatz vorbereitet wurde. Das wichtigste Messgerät ist eine Laserkanone (Lidar). Durch ein Flugzeugfenster schießt sie oberhalb der Aschewolke Laserlicht im Infrarotbereich nach unten, das vom Boden und von den Aschepartikeln reflektiert wird. Die Streuung des Lichts gibt Aufschluss über Entfernung und Konzentration der Ascheteilchen. Auch der viertägige Anlauf des DLR bis zum ersten Testflug stieß auf Kritik der Airlines Das DLR kontert, dass zur Vorbereitung von Messflügen normalerweise mehrere Wochen nötig seien. DLR-Chef Johann-Heinrich Wörner: "Für die Untersuchung der Atmosphäre auf Vulkanasche sind andere Messinstrumente an Bord zu installieren als für Flüge zur Eiserkundung in Spitzbergen."

Die Simulationen sehen Sie unter www.abendblatt.de/aschewolke