Aus den eigenen Reihen erhält Rösler Unterstützung. Der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gehen die Pläne aber nicht weit genug.

Berlin. Bundesgesundheits- minister Philipp Rösler (FDP) hat mit seinen Vorschlägen für mehr Hausärzte auf dem Land ein geteiltes Echo ausgelöst. Der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gehen sie nicht weit genug. Union und FDP signalisierten Unterstützung. Die SPD äußerte sich uneinheitlich. Rösler will mehr Studienplätze, die Entschärfung der Zugangsbeschränkung (numerus clausus) zum Studium und eine „Landarztquote“ für Medizinstudenten. Das Konzept sei begrüßenswert, reiche aber zur Problemlösung nicht aus, betonte KBV- Vorstand Carl-Heinz Müller am Dienstag in Berlin.

Die Einführung einer „Vorabquote“ ist nach den Worten einer Ministeriumssprecherin bei besonderem Bedarf für Landärzte denkbar. Sie könne dazu beitragen, in dünn besiedelten Gebieten „die medizinische Unterversorgung abzubauen“. Eine Landarztquote für Medizinstudenten wäre vergleichbar mit der Quote für den Sanitätsdienst der Bundeswehr: Laut Ministerium werden dafür 2,2 Prozent der Medizin-Studienplätze vorgehalten.

KBV-Vorstand Müller hält es dagegen für wichtig, die Jungmediziner direkt in den Regionen anzuwerben, in denen sie sich niederlassen sollen. Zudem müsse man „die Attraktivität des Arztberufes steigern“, damit die Medizinstudenten auch im Arztberuf ankommen. Derzeit gehen nach KBV-Angaben mehr als 40 Prozent der Mediziner nach dem Studium an Verwaltung und Wirtschaft verloren. Unterstützung für Rösler kam aus der Unionsfraktion. Deren Gesundheitsexperte Jens Spahn sagte, es seien „kreative Anreize“ nötig, damit Medizinstudenten sich für eine Weiterbildung zum Hausarzt entscheiden und anschließend auch aufs Land gehen. „Dazu gehört auch eine Bevorzugung von solchen Studenten, die sich für einige Jahre nach dem Studiium als Landarzt verpflichten.“

Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) begrüßte Röslers Vorschläge grundsätzlich, äußerte zugleich aber Skepsis. „Zentralistisch können wir das Problem schwer lösen. Auf dem Reißbrett ist vieles richtig – in der Realität ist es oftmals schwieriger“, sagte er der „Tageszeitung“ und sprach sich für ein Stipendienprogramm für potenzielle Landärzte aus. Bei der SPD-Fraktion wurde Skepsis laut. „Dies ist ein plakativer und sehr simpler Vorschlag für ein komplexes Problem“, sagte die SPD- Abgeordnete Carola Reimann der „Frankfurter Rundschau“. „Der Einzelkämpfer in der Praxis mit 60 Wochenstunden kann nicht das Arztbild der Zukunft sein. Es braucht neue Arbeitszeitmodelle und Teamarbeit“, sagte Reimann, die auch Vorsitzende des Gesundheitsausschusses ist.

Die SPD-Vizevorsitzende, Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Manuela Schwesig, hingegen begrüßte Röslers Vorschlag einer „Landarztquote“. Er entspreche einer alten Forderung ihres Landes, erklärte sie in Schwerin. Auf der nächsten Gesundheitsministerkonferenz Ende Mai werde sie einen entsprechenden Antrag einbringen. FDP-Bundestagsfraktionsvize Ulrike Flach wies darauf hin, dass eine flächendeckende medizinische Versorgung des ländlichen Raums nur mit einer Kombination vieler Maßnahmen erreichbar sei. Die FDP werde die von Rösler angestoßene Diskussion vorantreiben. Auch die Einbeziehung eines demografischen Faktors in die Bedarfsplanung für Arztsitze könne relativ schnell kommen.

Auch die gesetzlichen Krankenkassen begrüßten die Vorschläge Röslers. Eine zentrale Herausforderung sei dabei, die Überversorgung in Ballungsgebieten abzubauen und die Unterversorgung in anderen Regionen zu verhindern, sagte der Vize-Vorsitzende des GKV- Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg. Insgesamt seien die niedergelassenen Ärzte in Deutschland „nicht optimal verteilt“. Beifall fand der Vorschlag einer Landarztquote auch bei den Tierärzten. „Wir wünschen uns dass die für uns Tierärzte zuständige Bundesministerin Ilse Aigner schnell ähnliche Maßnahmen ergreift, um den sich abzeichnenden Mangel an Nutztierärzten abzuwenden“, sagte der Verbandspräsident Hans-Joachim Götz.