Er soll als Pfarrer von Schrobenhausen Heimkinder geschlagen haben. Das Bistum weist alle Vorwürfe zurück.

Berlin. In der katholischen Kirche spielt der Augsburger Bischof Walter Mixa seit Jahren die Rolle des strengen Hirten. Selbstkritik ist nicht die Sache des 69-Jährigen. Als sich die Meldungen über Missbrauchsfälle überschlugen, wies Mixa denen die Schuld zu, die mit ihrer vermeintlichen Libertinage den Boden für die Vergehen bereitet hätten. Mixa: "Die sogenannte sexuelle Revolution, in deren Verlauf von besonders progressiven Moralkritikern auch die Legalisierung von sexuellen Kontakten zwischen Erwachsenen und Minderjährigen gefordert wurde, ist daran sicher nicht unschuldig." Als Mixa das formulierte, was niemanden überraschte, aber viele empörte, musste er wissen, dass die schlimmsten Fälle gerade dem Dunkel der muffigen Fünfziger- und der frühen Sechzigerjahre entrissen worden waren.

Jetzt steht der Mann aus dem oberschlesischen Königshütte selbst am Pranger. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, sollen die eidesstattlichen Aussagen von drei Frauen und zwei Männern vorliegen. Die früheren Heimkinder des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef in Schrobenhausen erklären darin, Mixa habe sie mehrmals geschlagen. Sie berichten von Ohrfeigen, Fausthieben gegen den Oberarm und Schlägen auf das Gesäß mit einem Teppichklopfer und einem Stock.

Walter Mixa, den Papst Benedikt XVI. im Juli 2005 zum Bischof von Augsburg ernannte, war von 1975 bis 1996 Stadtpfarrer von Schrobenhausen. In dieser Zeit soll er das von den Mallersdorfer Schwestern geleitete Heim regelmäßig besucht und bei der Gelegenheit Schüler für etwaiges Fehlverhalten bestraft haben. Einer der Männer berichtete, Mixa habe ihm im Laufe der Jahre mindestens 50-mal "die Hose heruntergezogen und mit einem Stock fünf- bis siebenmal auf das Gesäß geschlagen". Einmal habe der Pfarrer dabei auch einen Kochlöffel verwendet, der abgebrochen sei.

"Dann nahm er die Hand." Während der Schläge habe Mixa gesagt: "Kind Gottes, nimm diese Strafe." Oder: "In dir ist der Satan, den werde ich dir schon austreiben." In einer eidesstattlichen Erklärung ist zu lesen: "Er hat mich am Kittel gepackt, aus dem Bett hochgerissen und mit der Faust mehrmals auf den Oberarm geschlagen. Die zwei Jahre in Schrobenhausen waren die schlimmsten meines Lebens." Auch die Schwestern sollen "mit Holzbesen, Holzpantoffeln und Kleiderbügeln" auf die Kinder eingeprügelt haben. Der Orden der Mallersdorfer Schwestern erklärte inzwischen, von diesen Vorwürfen höre man zum ersten Mal. Man wolle jedoch offen damit umgehen und die Geschehnisse gemeinsam mit den Betroffenen aufarbeiten.

Die Sprecherin des Bischofs erklärte gestern, Walter Mixa habe zu keiner Zeit erzieherische oder pädagogische Funktionen im St.-Josef-Kinderheim innegehabt. Die Vorwürfe seien "absurd". Der Zeitungsartikel sei darauf angelegt, Mixa "als profilierten Vertreter der Kirche in Deutschland zu diffamieren".

Unterdessen forderte Bayerns SPD-Chef Florian Pronold den Bischof auf, die Vorwürfe zu entkräften. "Die Kirche und Bischof Mixa haben eine enorme Bringschuld, echte Antworten darauf zu geben", sagte Pronold der "Süddeutschen Zeitung". Wer nicht aufkläre, erweise der Kirche "einen Bärendienst".

Die Sprecherin der Laienorganisation "Wir sind Kirche", Sigrid Grabmeier, forderte den Rücktritt Mixas, sollten sich die Vorwürfe erhärten. "Wenn die evangelische Bischöfin Margot Käßmann zurücktritt, weil sie einmal betrunken Auto gefahren ist, dann muss der katholische Bischof Mixa wohl erst recht zurücktreten, wenn sich bewahrheitet, dass er Kinder geschlagen hat", sagte Grabmeier.

Wie das Bistum Trier mitteilte, wurden über die neue katholische Telefon-Hotline (0800-120 1000) bereits am ersten Tag 162 Gespräche mit Missbrauchsopfern und deren Angehörigen geführt. Es habe 4459 Anrufversuche gegeben. Mit einem derart gewaltigen Ansturm habe man nicht gerechnet, sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann, den die katholische Kirche gerade zum Missbrauchsbeauftragten ernannt hat.