Berlin. Deutschlands Lehrer haben es immer noch mit zahlreichen Klischees und Vorurteilen zu tun. Das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen neuen Allensbach-Umfrage zur Schulpolitik und zum Lehrerbild, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

So meinen 51 Prozent der Deutschen, die Lehrkräfte klagten allgemein recht viel über ihre berufliche Belastung. Dass sich die Pauker in ihren Klassen nicht richtig durchsetzen können, diese These halten 43 Prozent der Deutschen für zutreffend. 35 Prozent glauben zudem, dass der Lehrkörper - den Schulferien sei Dank - viel Freizeit genießt. Und 31 Prozent sehen das Problem, dass die Pädagogen schlecht mit Kindern umgehen können. Nur 30 Prozent sind zudem überzeugt, dass Lehrer sich bemühen, gerechte Noten für den Nachwuchs zu finden; gerade mal 14 Prozent nehmen an, dass Lehrer ihren Beruf überhaupt lieben.

Das somit aufs Neue nachgewiesene eher geringe gesellschaftliche Ansehen von Lehrern hat in Deutschland allerdings eine lange Tradition. So oder so ähnlich fallen Umfragen meistens aus, wenn nach dem Lehrerbild gefragt wird. Beurteilungsgrundlage bilden dabei meist die eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit. So zeigte sich Heinz-Peter Meidinger, der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, denn auch kaum überrascht, als er am Mittwoch mit den neuen Zahlen der Allensbacher konfrontiert wurde. Er verwies aber darauf, dass die reichlich durchwachsenen Noten für die Lehrkräfte mit nahezu durchweg positiveren Urteilen kollidieren, wenn Eltern danach gefragt werden, ob diese Vorurteile auch auf die Lehrer der eigenen Kinder zutreffen.

Denn nur 20 Prozent aus der Gruppe der Eltern mit schulpflichtigen Kindern meinen, deren Lehrer könnten sich nicht durchsetzen. Ebenfalls nur 20 Prozent haben Klagen über hohe berufliche Belastungen vernommen. Und gerade mal 15 Prozent glauben, die Pädagogen hätten "viel Freizeit". Dass die oft nur schlecht mit dem Nachwuchs umgehen könnten, sagen sogar nur 13 Prozent der Befragten. Und 44 Prozent haben den Eindruck, dass die Lehrer von heute sehr wohl ihren Beruf lieben.

Meidinger zieht daraus den Schluss, "dass viele Lehrer sehr gute Arbeit leisten und sich bei den Eltern und Schülern hoher Wertschätzung erfreuen." Jetzt komme es darauf an, "dass die Wertschätzung aus dem Kreis der Betroffenen auch zu einem insgesamt höheren gesellschaftlichen Ansehen der Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland generell führt". Speisen könnte sich dieses höhere Ansehen aus der weit verbreiteten Auffassung, dass Lehrer viele Erziehungsfehler ausbügeln müssten, die im Elternhaus begangen werden.

Mark Speich, Geschäftsführer der Vodafone-Stiftung Deutschland, die die Studie, bei der bundesweit 2262 repräsentativ ausgewählte Bürger befragt wurden, sieht Handlungsbedarf: "Die Studie zeigt, dass Lehrer heute mehr denn je vor die Herausforderung gestellt sind, mit Erziehungsdefiziten und sozialen Ungleichheiten umzugehen. Pädagogen brauchen vor allem die öffentliche Anerkennung, die sie verdienen, um ihren Beruf mit Freude und Motivation auszuüben." Abhilfe könne der von der Stiftung und dem Philologenverband getragene Wettbewerb "Deutscher Lehrerpreis" leisten ( www.lehrerpreis.de ). Das Konzept: Schülerinnen und Schüler des laufenden Abschlussjahrgangs nominieren deutschlandweit jene Lehrer, die sie für besonders engagiert halten. Im vergangenen Jahr übergab Bundespräsident Horst Köhler persönlich die Preise.