Er selbst will nicht wieder Ehrenvorsitzender werden. Auch in der CDU wird heftig diskutiert. Vorgänger Helmut Schmidt lobt Kohls Leistungen.

Berlin. Am 3. April wird Helmut Kohl 80 Jahre alt. Die Feierlichkeiten haben begonnen. Mit Buchvorstellungen, Sondersendungen im Fernsehen - und einer Hommage durch seinen Vorgänger Helmut Schmidt (SPD), der Kohl im Gespräch mit dem "Zeit"-Magazin eine "erstaunliche" historische Leistung attestiert. In der CDU selbst diskutiert man allerdings darüber, ob man Kohl den Ehrenvorsitz erneut antragen sollte, den er 2000 im Zuge der Parteispendenaffäre auf Druck der Unionsspitze aufgeben musste.

"Helmut Kohl hat sich solch außergewöhnliche Verdienste um die CDU erworben, dass er ein Recht darauf hätte, den Ehrenvorsitz zu erhalten", sagte Otto Wulff, Vorsitzender der Senioren-Union, der "Rheinischen Post". Die Senioren-Union ist mit 57 000 Mitgliedern immerhin die zweitgrößte Vereinigung der CDU. Auch der Vorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, sagte, der Ehrenvorsitz für Kohl wäre "eine Selbstverständlichkeit". Kohl habe die Wiedervereinigung vor 20 Jahren mit einer internationalen Bravour gelöst, die ihresgleichen suche. Den Geburtstag des Altkanzlers bezeichnete Schlarmann als gute Gelegenheit, "um alte Konflikte beiseite zu legen". Das waren auch Reaktionen auf einen TV-Auftritt der Parteivorsitzenden und Bundeskanzlerin Angela Merkel, die am Montag in der ARD zum Thema Ehrenvorsitz gesagt hatte: "Diese Frage stellt sich nicht mehr."

Das klang hart, trug aber dem Umstand Rechnung, dass es ein Zurück in dieser Frage nicht mehr geben kann. Und dass Helmut Kohl selbst, wie es im Adenauer-Haus heißt, nicht möchte, dass die Uhr zurückgedreht wird. Die Rigorosität, mit der sich die Partei im Zuge der Spendenaffäre von ihm löste, habe zu viele Narben hinterlassen, heißt es. Deshalb haben die meisten und gerade jene, die Kohl besonders nahestehen, darauf verzichtet, für diese Idee zu werben. Helmut Kohl hat es Angela Merkel bis heute nicht verziehen, dass sie 1999 - damals noch als Generalsekretärin - in der FAZ als Konsequenz auf sein System der schwarzen Parteikonten das Ende der Ära Kohl ausgerufen hat.

Dennoch gab es in den zurückliegenden Monaten ein bemerkenswertes Zeichen der späten Aussöhnung: Im Spätsommer 2009 lud Kohl seine Nachfolgerin in sein Privathaus nach Oggersheim ein. Im Garten sitzend sprachen die beiden damals über die Vollendung der Einheit.

Wenn es in diesen Tagen darum geht, den Kanzler der Wiedervereinigung zu würdigen, dann erinnert sich Angela Merkel gerne an ihre frühen Jahre mit Kohl, der sie großzügig gefördert hat. Die Parteispitze ist in diesen Tagen bemüht, alles wegzulassen, was nach Übertreibung aussehen könnte. In der Zentrale hat man ein Plakat aufgestellt - mit der Aufschrift: "Wir gratulieren dem Kanzler der Einheit. 80 Jahre Helmut Kohl". Aber der von der Jungen Union geforderten Sonderbriefmarke - es wäre die erste für einen noch lebenden Kanzler gewesen - hat man sich widersetzt.

Am 3. April wird Helmut Kohl mit Freunden zu Hause feiern. Das teilte sein Berliner Büro gestern mit. Gesundheitlich gehe es Kohl gut, er freue sich auf seinen Geburtstag. Die offizielle Feier ist für den 5. Mai in Ludwigshafen geplant. Rund 1000 Gäste werden erwartet, darunter dann auch Angela Merkel.

Dem Altkanzler war Ende Januar in der Universitätsklinik Heidelberg die Gallenblase entfernt worden. Derzeit erholt er sich zu Hause. Sein bislang letzter großer öffentlicher Auftritt war bei einer Feierstunde zum 20. Jahrestag des Mauerfalls im November. Bei der Verleihung des Medienpreises Bambi hatte sich Kohl wenige Wochen später per Videoeinspielung gezeigt.

Sein sozialdemokratischer Vorgänger Helmut Schmidt sagt heute: "Ich habe Kohl lange als Provinzpolitiker empfunden, seit dem Herbst 1989 aber als Staatsmann." Den Platz in der Geschichte könne man Kohl wohl nicht mehr streitig machen, obwohl "dieser Platz noch nicht wirklich definiert ist", schreibt Schmidt in der "Zeit". Ohne Kohl wäre möglicherweise die Chance zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1989/1990 "nicht so genutzt worden".

Er wünscht Helmut Kohl nun "möglichst wenig Schmerzen und möglichst erträgliche Begleiterscheinungen des Alters".