Das Konzept des Staatsbürgers in Uniform als zentrales Element der Inneren Führung der Bundeswehr strebt einen Soldatentypus an, der nicht aus Kadavergehorsam, sondern aus Überzeugung handelt. Dies mag der Hintergrund gewesen sein, warum Brigadegeneral Henning Hars seinem Dienstherrn, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, einen Brief schrieb und ihn darin bat, seine Entscheidungen in der Kundus-Affäre zu erläutern.

Vor allem ging es Hars wohl um die Motive zur Entlassung von Verteidigungs-Staatssekretär Peter Wichert und Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan. Der Brief führte zur Entlassung des Brigadegenerals und zu einiger Unruhe in der Truppe. Da sich Guttenberg wie auch Hars über den genauen Inhalt des Schreibens ausschweigen, bleiben nur Spekulationen.

Entweder hat Hars, ehemals Sekretär der Weizsäcker-Kommission zur Reform der Bundeswehr, in der Tat nur Auskünfte über Guttenbergs Motive erbeten. In diesem Fall wäre dessen Reaktion, ihn keiner Antwort zu würdigen, sondern ihn zu entlassen, ein bedenkliches Zeichen der Unsouveränität. Es wäre Guttenbergs erster gravierender Fehler - allerdings einer, der ihn das für sein Amt unerlässliche Vertrauen der Truppe kosten könnte.

Oder Hars hat, wie die ARD andeutete, Guttenberg massiv kritisiert und ihm den Rücktritt nahegelegt. Dies wäre eine ungeheuerliche Insubordination eines Offiziers, die seine Entlassung rechtfertigen würde. Da es hier um das Ansehen eines Ministers und seines Amtes geht, gehören die Karten offen auf den Tisch. Eine Veröffentlichung des vertraulichen Schreibens wäre angebracht.