Unser Land gilt als dringend reformbedürftig, und außenpolitisch sind steinige Felder wie Afghanistan, Nahost oder die Wirtschaftskrise zu beackern. Viele Gelegenheiten für eine liberale Partei und ihren Vorsitzenden, der zugleich Außenminister und Vizekanzler ist, Ruhm zu ernten und dem Land zu dienen.

Auffällig sind Westerwelle und die FDP derzeit aber eher durch ihre diskussionswürdige Mitnahme-Mentalität - was sowohl Reisegefährten als auch Parteispenden betrifft. Natürlich ist es nicht verboten, Freunde und Verwandte, die über die entsprechenden Qualifikationen verfügen, in Delegationen aufzunehmen. Erlaubt sind natürlich auch Spenden, wenn sie ordnungsgemäß verbucht und veröffentlicht werden.

Die Lebenserfahrung sagt aber auch, dass man Freunde auf Geschäftsreisen nicht nur wegen ihrer Expertise mitnimmt, sondern auch wegen der Geschäfte und des möglicherweise gegenseitigen Nutzens. Die Lebenserfahrung sagt auch, dass niemand Geschenke an Parteien verteilt, ohne irgendeine Absicht zu verfolgen. Und jeder weiß, dass Geschenke nicht nur die Freundschaft erhalten, sondern beim Beschenkten auch ein Gefühl der Verpflichtung hinterlassen. Politikprofis werden das immer bestreiten - und, um dabei noch einigermaßen glaubwürdig zu erscheinen, immer sorgfältig abwägen, ob das rechtlich nicht zu Beanstandende auch politisch opportun ist und keine Fallstricke birgt.

Politik gilt nicht als die Kunst des Erlaubten, sondern als die des Möglichen. Und wer nicht aufpasst, hat schnell die Reise ins Unmögliche angetreten.