Weil er seine Familie auf seinen Reisen begünstigt haben soll, steht Außenminister Westerwelle in der Kritik. Die FDP hält dies für eine Diffamierung.

FDP-Generalsekretär Christian Lindner hat Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) gegen den Vorwurf der Günstlingswirtschaft verteidigt. Die Kritik, Westerwelle verbinde auf Auslandsreisen private und dienstliche Aspekte, sei eine „Diffamierungskampagne“, sagte Lindner im ZDF-„Morgenmagazin“. Er wertete die Vorwürfe als Retourkutsche für die vom Parteivorsitzenden Westerwelle angestoßene Hartz-IV-Debatte. Lindner warnte: „Wir müssen aufpassen, dass die Demokratie insgesamt nicht Schaden nimmt durch solche Vorwürfe, die da konstruiert werden.“ Auch Westerwelle verurteilte die Vorwürfe während seiner Südamerikareise als „parteipolitische Kampagnen und durchsichtige, auch verleumderische Manöver“ gegen ihn.

Der Minister war in die Kritik geraten, nachdem der "Spiegel" berichtet hatte, er nehme Manager auf Auslandsreisen mit, die zuvor für die FDP gespendet hätten. Außerdem wurde ihm vorgehalten sein Lebenspartner Michael Mronz begleite ihn aus geschäftlichen Interessen bei seinen Reisen. Gestern hatte zudem die „Berliner Zeitung“ berichtet, dass Ralf Marohn, Mehrheitseigner und Geschäftsführer der Firma Far Eastern Fernost Beratungs- und Handels GmbH, Westerwelle auf einer viertägigen Auslandsreise in Japan und China begleitet habe. Anteilseigner des Ludwigshafener Unternehmens ist demnach neben Marohn auch Westerwelles Bruder Kai.

Lindner verteidigte Marohns Teilnahme an der Reise: „Warum darf sich der Außenminister nicht der offensichtlich bestehenden Expertise eines Mannes bedienen, nur weil sein Bruder einen Mini-Anteil an dessen Unternehmen hält?“ Lindner wiederholte, dass Marohn als „ausgewiesener Asienexperte“ auf die Fernostreise im Januar mitgenommen wurde. Marohn habe auch SPD-Ministerpräsident Kurt Beck auf einer China-Reise begleitet und sei vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister für den bevorstehenden Sommer ebenfalls zu einer Asienreise eingeladen worden, erklärte Lindner. Die Mainzer Staatskanzlei hatte dem am Donnerstag aber widersprochen. Sie legte die Teilnehmerliste der betreffenden Reise von 1999 vor, auf der der damals offensichtlich direkt in China tätige Ralf Marohn nicht stand.

Westerwelle wird unterdessen heute seine einwöchige Lateinamerika-Reise beenden. Zum Abschluss will sich Westerwelle in Rio de Janeiro über die Vorbereitungen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 informieren. Dazu sind auch Gespräche mit Vertretern der Organisationskomitees geplant. Sein Lebensgefährte, der Sportveranstalter Michael Mronz, wird nach Angaben des Auswärtigen Amtes nicht an den Terminen teilnehmen, sondern das soziale Projekt „Kinderdorf Rio“ besuchen.