Berlin. Trotz der weiteren Verluste bei der Bundestagswahl hat die CDU nach Einschätzung des Meinungsforschers Matthias Jung im vergangenen Jahr einen guten Wahlkampf absolviert. Der Leiter der Forschungsgruppe Wahlen habe in seiner Analyse kaum Fehler gefunden, sagten Teilnehmer der CDU-Klausurtagung in Berlin am Freitag. Allerdings hätten sich die Christdemokraten nach Jungs Einschätzung in der letzten Woche vor dem Wahltermin am 27. September stärker von den Sozialdemokraten und den Grünen abgrenzen sollen. Dann wäre womöglich ein besseres Ergebnis drin gewesen. Jung habe als Gast der Klausurtagung den Modernisierungskurs der CDU gestützt, der darauf abzielt, neue Wählerschichten zu erschließen, hieß es.

Mit einer unmissverständlichen Botschaft wurden die Teilnehmer der Tagung in ihre Heimatverbände verabschiedet: Die Partei müsse sich von dem Gedanken verabschieden, dass es den klassischen Stammwähler noch gebe. So schreibt die CDU in ihrer "Berliner Erklärung": "Weniger als 25 Prozent der Wähler sagen heute, für sie käme nur eine einzige Partei infrage." 75 Prozent sind demnach Wechselwähler.

Meinungsforscher Jung habe auch betont, dass es unter den CDU-Mitgliedern nur noch wenige gebe, die gleichzeitig Mitglied einer Kirche seien. Hintergrund ist, dass die CDU unter ihrem neuen Generalsekretär Hermann Gröhe ihr christliches Profil stark betont. Laut "Bild-Zeitung wurde aber auch Kritik geäußert. Ex-Minister Franz Josef Jung habe das Ergebnis der Bundestagswahl von 33,8 Prozent als nicht zufriedenstellend bezeichnet "Unsere Perspektive muss 40 plus X sein. Das können wir erreichen, wenn wir nicht anderen Parteien Wähler zutreiben", sagte Jung demnach. Ein Ergebnis von 40 Prozent und mehr hatte zuvor auch der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) gefordert. Unionsfraktionschef Volker Kauder hingegen bezeichnete ein solches Ziel als "nachrangig".

Auf das Wahlergebnis geht auch die "Berliner Erklärung" ein, die auf der CDU-Klausurtagung zur Verabschiedung anstand. "Ein Zweitstimmenergebnis von 33,8 Prozent für die Union muss uns Ansporn sein, wieder mehr Menschen für uns zu gewinnen."