Der thüringische Fraktionschef der Linken, Bodo Ramelow, rät seiner Partei, sich offener zu zeigen. Er habe die Querelen erwartet.

Hamburg. Vor dem Hintergrund des parteiinternen Führungsstreits hat der Linken-Fraktionschef in Thüringen, Bodo Ramelow, seine Partei aufgefordert, mehr Frauen einzubinden. „Eine starke weibliche Stimme hätte unserer Partei in diesem Führungsstreit gutgetan. Hätten wir mehr Frauen an der Spitze, wären wir anders miteinander umgegangen“, sagte Ramelow dem "Hamburger Abendblatt" (Dienstag-Ausgabe). Er plädierte für eine neue Führungsstruktur: „Wir sollten mehr denn je unsere Satzung dahingehend ändern, dass wir im Parteivorsitz und in der Fraktionsführung jeweils eine Frau haben.“

Ramelow riet der Linkspartei generell zu mehr Offenheit: „Wir müssen es aushalten, im Westen den Charakter einer Oppositionspartei zu haben und im Osten eine regionale Volkspartei zu sein“, so der Fraktionschef. „Wir sind eine pluralistische Partei, die alle ihre unterschiedlichen Strömungen akzeptieren muss.“ Er habe „diese Querelen erwartet“, sagte der Linken-Politiker. Er betonte: „Wir hätten viel früher in eine Programmdebatte einsteigen sollen.“

Zuvor hatte Linken-Chef Lothar Bisky seine Partei aufgerufen, die Personalquerelen um den Co-Vorsitzenden Oskar Lafontaine und Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch zu beenden. „Die Führungsdebatten interessieren ausschließlich unsere politischen Gegner“, sagte Bisky in Berlin. „Unsere Partei ist von einer Art ideologischer Schweinegrippe befallen worden. “Die eigene Zersplitterung ende immer in der Bedeutungslosigkeit.“

Auslöser der Konflikte zwischen Ost- und West-Landesverbänden ist das gespannte Verhältnis zwischen Lafontaine und Bartsch. Lafontaine hatte Anfang Oktober den Fraktionsvorsitz, den er sich mit Gregor Gysi teilte, überraschend abgegeben. Den Parteivorsitz behielt er inne. Wegen seiner Krebserkrankung ließ Lafontaine allerdings offen, ob er beim Parteitag im Mai erneut als Parteichef kandidieren wird.

Bartsch wird dafür mitverantwortlich gemacht, eine Nachfolgedebatte um Lafontaine angeschoben zu haben. Ihm wird von westlichen Landesverbänden mangelnde Unterstützung Lafontaines vorgeworfen. Sie fordern die Ablösung des Parteimanagers. Die Ost-Verbände sowie Bisky stützen Bartsch hingegen.