Das Hamburger Projekt Findelkind spricht von den Vorteilen für Kinder und Mütter. Katholiken kritisieren Bischöfin Margot Käßmann.

Hamburg. Die Forderung des Deutschen Ethikrats nach einer Abschaffung von Babyklappen hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) kündigte als Mitbetreiber von bundesweit 19 Babyklappen Konsequenzen an. Die rechtlichen Bedenken des Ethikrats seien sehr überzeugend.

Kritik kam dagegen vom Hamburger Projekt Findelkind. „Früher wurden allein in Hamburg jedes Jahr drei bis vier Kinder tot aufgefunden“, sagte Projektleiterin Leila Moysich. „Seit es die Babyklappen gibt, hatten wir in zehn Jahren drei Kindstötungen.“ Findelkind unterstützt in Hamburg zwei Babyklappen, bei denen laut Moysich in den vergangenen zehn Jahren 13 der dort abgegebenen 36 Säuglinge wieder von den Müttern angenommen worden wurden. Zudem habe man die Hälfte der bundesweit 400 telefonisch betreuten Mütter dazu bewegen können, ihre Kinder nach der Abgabe an einer Klappe wieder zurück zu nehmen.

Der Ethikrat hatte sich für die Abschaffung der 80 Babyklappen in Deutschland und des systematisches Angebot anonymer Geburten ausgesprochen. Diese Angebote könnten nicht verhindern, dass Säuglinge ausgesetzt oder getötet werden, hieß es.

Die SkF-Vorsitzende Maria Elisabeth Thoma sagte der „Frankfurter Rundschau“: „Wir können nicht einfach so weitermachen.“ Zumindest die rechtlichen Bedenken des Ethikrats seien „sehr überzeugend“. Danach verstoße das anonyme Hinterlassen eines Kindes gegen die Meldepflicht des Personenstandsgesetzes und verletze das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft und auf Beziehung zu seinen Eltern.

Der Ethikrat schlägt deshalb vor, die Mütter gesetzlich dazu zu verpflichten, die Daten zu der Geburt ein Jahr lang nur einer betreuenden Beratungsstelle zu melden und nicht dem Standesamt. Thoma kritisierte die Ankündigung der Hannoverschen Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann, an den Babyklappen festzuhalten. Käßmanns „vollmundige Worte“ seien voreilig. Die Verbandsvorsitzende forderte Bundestag und Bundesregierung auf, Rechtssicherheit zu schaffen.

Die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Ingrid Fischbach, kündigte in der „Rheinischen Post“ an: „Wir wollen ein Gesetz zur vertraulichen Geburt schaffen und die Beratungsangebote für schwangere Frauen in Not ausbauen.“

Die Bundesregierung arbeitet derzeit nicht an einem Gesetz zur Abschaffung von Babyklappen. Die Rechtsgrundlagen für Angebote zu vertraulichen Geburten würden geprüft, wie es im Koalitionsvertrag vereinbart wurde, sagte ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion kündigte zugleich ein Gesetz zur Ermöglichung der vertraulichen Geburt an. (AP/epd)