Bis Donnerstag hatte man in Brüssel geglaubt, das Abkommen über den Bau der Erdgas-Pipeline vom Kaspischen Meer bis Wien sei endlich in trockenen Tüchern.

Berlin. Wie man weiß, ist es zu dieser Unterschrift nicht gekommen. Dafür machte die Nachricht die Runde, dass der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer künftig als Berater für das Neun-Milliarden-Projekt tätig sein wird. Fischer sei engagiert worden, um die Türkei "bei Laune" zu halten, schrieb das "Manager Magazin" und spottete über den neuen "Gaspromi".. Im Gegenzug habe der Grüne Ex-Minister eine sechsstellige Summe ausgehandelt.

Auch du, mein Freund Fischer, möchte man sagen, denn bekanntlich ist das einstige rot-grüne Kabinett schon repräsentativ in der globalen Energiewirtschaft vertreten. An erster Stelle durch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der nach seinem politischen Abgang einen Aufsichtsratsposten bei der Betreibergesellschaft der im Bau befindlichen Ostsee-Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland annahm. In gewisser Weise arbeitet Schröder für die Konkurrenz, denn "Nabucco" ist ja darauf angelegt, Westeuropa von Gazprom und seiner unberechenbaren Lieferpraxis unabhängiger zu machen. Der ehemalige Wirtschaftsminister im rot-grünen Kabinett, Wolfgang Clement (SPD), wartete etwas länger. Er ließ sich im Februar 2006 in den Aufsichtsrat der RWE-Kraftwerkstochter RWE Power AG wählen und ist seit April 2009 auch noch Aufsichtsratsmitglied im russischen Beratungsunternehmen Energy Consulting.

Während Schröder, Clement und Fischer ihre politischen Kontakte also umgerubelt haben, geht einer wie Hans Eichel als einfacher Abgeordneter im Bundestag ein und aus. Dem ehemaligen Bundesfinanzminister ist es also entweder nicht gelungen, einen lukrativen Anschlussjob zu ergattern, oder - und das soll es auch geben - er hatte es gar nicht darauf abgesehen. Wie Eichel haben sich aufseiten der SPD übrigens auch der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily und die damaligen Ministerinnen Renate Schmidt (Familie) und Edelgard Bulmahn (Bildung) wieder im Plenum eingereiht. Genauso wie bei den Grünen der ehemalige Umweltminister Jürgen Trittin und seine damalige Kabinettskollegin Renate Künast (Verbraucherschutz). Dass Macht das stärkste Aphrodisiakum ist, wie Henry Kissinger zu sagen pflegte, werden sie wissen. Immerhin können sie zu drei Ministerinnen aufblicken, die sich beim Wechsel von Rot-Grün zu Schwarz-Rot auf ihren Sesseln halten konnten: Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, Justizministerin Brigitte Zypries und die unverwüstliche Heidemarie Wieczorek-Zeul, die seit 1998 das Ressort für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung besetzt hält. Um die Liste komplett zu machen: Schröders letzter Verteidigungsminister Peter Struck ist heute Vorsitzender der SPD-Fraktion, nur Ex-Verkehrsminister Manfred Stolpe privatisiert.