Knapp vier Monate nach seinem Skiunfall in Österreich ist es sein erster Arbeitstag als Ministerpräsident. Zurück auf der politischen Bühne, versucht Althaus letzte Zweifel zu zerstreuen, dass er dem Druck und Stress des politischen Alltags und des Wahljahres nicht gewachsen sein könnte. Bilder von Dieter Althaus: Seine Rückkehr nach dem Skiunfall.

Im dunklen Anzug steht Dieter Althaus im prächtigen Barocksaal der Erfurter Staatskanzlei. Es ist der erste Arbeitstag des thüringischen Ministerpräsidenten seit seinem folgenschweren Skiunfall in Österreich, bei dem am Neujahrstag eine Frau starb. Bei der Pressekonferenz gesteht Althaus zum ersten Mal öffentlich die Schuld am Tod der 41-Jährigen ein, die ein einjähriges Kind hinterlässt.

"Ich habe in diesen Monaten und Wochen schmerzlich erfahren, wie zerbrechlich unser Leben ist", sagt der 50-Jährige, die Hände am Rednerpult, den Blick durch die randlose Brille immer wieder auf das Manuskript gerichtet. Doch er sagt dies auf seiner mit Spannung erwarteten Pressekonferenz ohne spürbare innere Bewegung, der Mensch Dieter Althaus bleibt im Hintergrund.

Eher verlautbarungsmäßig, als ginge es gar nicht um ihn persönlich, hört es sich an, wenn er sagt: "Das Gutachten ergibt, dass ich die Schuld trage. Das belastet mich, und ich habe schwer daran zu tragen." In demselben Tonfall verkündet er: "Ich fühle mich fit, ich fühle mich gut."

Gemeinsam mit seiner Frau und den Ärzten habe er von Anfang an darum gekämpft, wieder ins Amt zurückzukehren. Ans Aufhören habe er zu keiner Zeit gedacht, erklärt Althaus, und dann spricht er über den Opel-Standort Eisenach, über die Krise beim Mutterkonzern General Motors, über seine Gespräche mit Daimler-Chef Dieter Zetsche und die weitere Suche nach Investoren. Althaus will sich nicht schonen, schon gar nicht in Zeiten der Krise.

Sein Kalender für die kommenden Tage ist voll: Sitzungen von Kabinett, Parteivorstand und Fraktion, Eröffnungen eines Krankenhauses und einer Industrieanlage, Besuch der Landwirtschaftsausstellung agra in Leipzig und der Hannover Messe. Bei der Bundespartei will er sich ebenfalls sehen lassen. Und während er die nächsten Termine und Aufgaben nennt, passt auf einmal auch wieder der eher routinemäßige Ton. Althaus ist wieder auf seinem ureigensten Terrain angelangt und im Grunde - ganz der Alte.

Gefragt nach dem Motiv für seine Rückkehr in die Politik, spricht er vom bewegenden Herbst 1989. Diesen "Freiheitswillen zu leben", die Chance, die sich damals ergeben habe, Politik zu gestalten - darum gehe es ihm auch heute. An dieser Motivation habe sich nichts geändert. Er habe noch genügend Zeit, sich landes- und bundespolitisch einzubringen, betont Althaus. Und er stellt klar, dass er das Amt des Ministerpräsidenten nach der Landtagswahl am 30. August weitere fünf Jahre ausüben wolle, möglichst wie bisher mit einer absoluten Mehrheit der Christdemokraten.