Die Genossen wählten Parteichef und Kanzlerkandidat. Auf das Duo warten jetzt einige schwierige Baustellen.

Berlin. Kämpferisch und wohlgemut präsentierte sich die SPD auf ihrem außerordentlichen Parteitag. Um bei der Bundestagswahl 2009 Erfolg haben zu können, haben Parteichef Franz Müntefering und Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier noch so manche Baustelle zu bewältigen. Das Abendblatt stellt sie vor.

Profil schärfen: Mit der Nominierung von Steinmeier hat die Partei den Auftakt für den Wahlkampf gemacht. Zugleich muss der Außenminister aber weiter erfolgreich mit Bundeskanzlerin Angela Merkl und der Union zusammenarbeiten. Beide Seiten werden künftig häufiger ihre persönlichen Leistungen herausstellen. In seiner Rede ließ Steinmeier das anklingen. "Es fehlt nur noch, dass die CDU demnächst wieder die Sozialisierung der Schlüsselindustrien fordert", witzelte der Spitzen-Genosse mit Blick auf die Abkehr der Union von manchen neoliberalen Vorstellungen.

Video: Müntefering SPD-Chef - Steinmeier Kanzlerkandidat

Sie wollen jetzt mehr sehen? Hier geht’s zum Videoportal

Umgang mit der Linkspartei: Obwohl die Parteiführung dagegen ist, lässt sich in Hessen Andrea Ypsilanti mit den Stimmen der Linken an die Macht bringen. Entsprechend wichtig ist es für die Bundes-SPD klarzustellen, dass sie keinesfalls mit der Linken kooperiert. Sowohl Steinmeier als auch Müntefering haben klargemacht, dass sie eine Zusammenarbeit kategorisch ausschließen.

Kurs der Partei: Ostentativ geschlossen präsentierten sich die Flügel der SPD am Wochenende. Doch dann konnte die SPD-Führung nur knapp einen Antrag abwiegeln, der den Stopp der Bahnprivatisierung forderte. Das zeigt: Völlig ruhiggestellt ist gerade die Parteilinke nicht. Jegliche Fortsetzung von Reformen, die in die Richtung von Gerhard Schröders Agenda 2010 gehen, würden auf erbitterten Widerstand stoßen.

Bewältigung der Finanzkrise: Noch ist nicht abzusehen, ob das Rettungspaket der Bundesregierung greift. Das bisherige Krisenmanagement schreibt sich die SPD als Erfolg auf die Fahne - und ihrem Finanzminister Peer Steinbrück, der auf dem Parteitag begeisterten Applaus erhielt. Überhaupt bestätigt die Krise alte SPD-Werte, die eine Marktwirtschaft ohne das Attribut "sozial" für gefährlich halten. Kanzlerkandidat Steinmeier machte sich in seiner Nominierungsrede für Mindestlöhne ebenso stark wie für eine Begrenzung der Managergehälter. Zudem sagte er: "Nach dem Rettungsschirm für die Banken brauchen wir jetzt auch einen Schutzschirm für die Arbeitsplätze in Deutschland."

Erfolge bei Wahlen: Bis zum Herbst 2009 gibt es eine Reihe von Wahlen, etwa die des Bundespräsidenten im Mai, für die die SPD Gesine Schwan gegen Horst Köhler aufgestellt hat. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse sind ihre Chancen gering. Als Stimmungstest dürften die Europawahlen am 7. Juni 2009 dienen. Hinzu kommen am 30. August Landtagswahlen im Saarland, in Thüringen und in Sachsen. Sowohl im Saarland als auch in Thüringen werden Linksbündnisse nicht ausgeschlossen, im Westen gar unter dunkelroter Führung.