"Die Süßigkeiten sind nur für die zukünftigen Wähler", sagt die Wahlhelferin. Vor ihr auf dem Tisch stehen drei kleine Schalen mit Gummibärchen, Keksen und Konfekt - nur für Kinder. In diesem Wahllokal auf St. Pauli nimmt man den Kampf um die Wähler von morgen wirklich ernst.

SPD-Parteichef Kurt Beck hat seiner Partei bei der Bürgerschaftswahl nach Ansicht des Parteienforschers Joachim Raschke massiv geschadet. "Seine Fehler in der vergangenen Woche haben die SPD-Wähler erheblich verunsichert", sagte der Politikwissenschaftler der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Kurt Beck ist zum unbeherrschbaren Risikofaktor für seine Partei geworden."

In einem Wahllokal in St. Georg fragte ein Wahlhelfer, bevor er einer Wählerin die Unterlagen aushändigte: "Haben Sie auch schon die zehn Euro Wahlgebühr bezahlt?" Die Frau: "Nein. Aber wo kann ich das denn? Oder geht es auch mit Überweisung?"

Aus New York meldete sich Wähler Wilbert Hirsch in der Abendblatt-Redaktion. Der innerhalb unserer Serie "Der Wähler denkt selbst" porträtierte Musiker hält sich beruflich in Manhattan auf. Er hatte Anfang Februar Briefwahlunterlagen beantragt, diese allerdings nicht erhalten. Schade für CDU und GAL. Hirsch hatte im Abendblatt angekündigt, Ole von Beust wählen zu wollen.

In einem Wahllokal in Eimsbüttel wollte eine junge Frau einfach nur wählen gehen. Sie hat dunkle Haare und dunkle Augen. In der Hand hielt sie ihren Personalausweis und die Wahlberechtigungskarte. Der junge Wahlhelfer musterte sie eingehend und fragte verdutzt: "Ja, haben Sie denn überhaupt die deutsche Staatsbürgerschaft?"

Jörg Malitzki (34) aus Winterhude wollte per Briefwahl seine Stimme abgeben. Weil er es versäumt hatte, die Unterlagen abzuschicken, musste er nun doch persönlich im Wahllokal vorstellig werden. Mit Malitzkis Wahlschein und Personalausweis verschwand die Wahlhelferin zur Überprüfung. Nach 30 Minuten hatte er genug: Er ging. Ohne gewählt zu haben.