Es war eine grausame Zeit, es war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle", bewertete Eva Herman bei der Vorstellung ihres neuen Werkes das Dritte Reich. Es gelingt ihr sogar, simpel gedacht, einen direkten Bogen zu den Kindern der Schuldigen zu schlagen, in die aufrührerischen Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts: "Aber es ist eben damals auch das, was gut war, das sind Werte, Kinder, Mütter, Familie, Zusammenhalt - das wurde abgeschafft, es durfte nichts mehr stehen bleiben." Beifall von der rechten Seite ist ihr sicher. Sie preist wertfrei alte Werte, die gemeinerweise von den bösartigen 68ern im Zuge der Entlüftung, das heißt Entnazifizierung der deutschen Nachkriegsgesellschaft, abgeschafft wurden, macht aber mit bei der Aktion "Laut gegen Nazis", denn nur wer "andere gerecht behandelt, hat auch einen Anspruch auf dieselben Rechte" (Herman).

Obwohl sie schon mit ihrem letzten Werk bewiesen hat, dass zu ihren sieben real existierenden Talenten nicht das Schreiben zählt, hat Frau Herman schon wieder ein Buch veröffentlicht. Die bald ehemalige Moderatorin einer Talkshow beim NDR ist zwar eindeutig nicht geplagt von der Gedanken Blässe, doch im Prinzip auch nicht simpler als andere, die gleichermaßen Einfaches als Buch getarnt von sich geben. Sie geht dabei nach dem sogenannten "Sach bloß"-Prinzip vor, also Erkenntnissen wie: Es gibt zu viel Gewalt (sach bloß), es gibt Drogensüchtige (sach bloß), es gibt Killerspiele (sach bloß) . . . Gibt es etwa einen Zusammenhang zwischen der Tatsache, dass vier Millionen erwachsene Deutsche kaum lesen und schreiben können und den Auflagen der Bücher von Eva Herman und Co.?

Zum Wesentlichen.

Heftig streiten die Partner der Großen Koalition derzeit um die von Innenminister Wolfgang Schäuble geförderten heimlichen Durchsuchungen von Festplatten bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Der Online-Einsatz von "Remote Forensic Software" (RFS), auch als Bundestrojaner bekannt, wird von vielen Politikern, Datenschützern und Juristen kritisiert, weil die von der Verfassung geschützte Privatsphäre des Bürgers gefährdet ist.

Im anderen Streit zwischen SPD und CDU geht es um nationalen Terrorismus, vor allem um die NPD, und ob es nicht an der Zeit sei, beim Bundesverfassungsgericht erneut einen Antrag auf Verbot zu stellen.

Auf einen Schlag wären bei einem entsprechenden Urteil aus Karlsruhe die in ostdeutschen Parlamenten lümmelnden NPD-Dummies ersatzlos gestrichen. Geld ließe sich sparen, denn selbst in einem armen Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern zahlt der Staat einem NPD-Abgeordneten 4464 Euro Diäten pro Monat, eine Kostenpauschale von 1140 und knapp 2500 Euro für Personal. Und das Argument, jene Deutschbürger könnten sich empören, die NPD oder ähnliches Gesindel gewählt haben, so geschehen in Postlow (38,2 Prozent NPD) und Bargischow (31,6 Prozent NPD), sticht auch nicht. Erstens sind die selbst schuld, dass sie den Rattenfängern folgten, und zweitens mehrheitlich keine Nazis, sondern simple Protestler, die müssten sich nach einem NPD-Verbot also wieder mit demokratischen Parteien auseinandersetzen. Auch der befürchtete Effekt, man würde Märtyrer schaffen, ließe sich schnell ersticken: einfach die Fotos der Betroffenen auf Plakaten am Straßenrand gezeigt, schon weiß jeder Simpel - so kann keiner aussehen, der ein Märtyrer werden will.

Dennoch wäre es demokratischer, die Rechten zu bekämpfen, statt sie zu verbieten. Eine selbstbewusste Demokratie wehrt sich mit den besseren Argumenten, nicht mit Verboten. Wenn in Sachsen bei jüngsten Umfragen die NPD bei neun Prozent und damit einen Punkt vor der SPD mit acht Prozent liegt, ist das vor allem für die dortigen Sozialdemokraten ein Menetekel, aber gegen solche Stimmungen im Volk hilft kein Verbot. Da hilft nur politische Strategie und Überzeugungsarbeit - und sei es auch im Tempo von Schnecken. Man muss die Rechten vorführen, sie möglichst täglich öffentlich lächerlich machen, denn ihre Parolen sind vor allem das: lächerliches Gewäsch.

Eine freie Gesellschaft sollte zudem trotz allzu deutscher Vergangenheit, die ja auch Eva Herman prinzipiell nicht bestreitet, einen stinkenden Bodensatz von fünf, sechs Prozent rechter Deppen so gelassen ertragen können wie Gedrucktes, das manche mitunter im Prinzip ein Buch nennen.