Kommentar

Ausgetrickst haben die Demonstranten die Polizisten gestern in Heiligendamm. Ausgetrickst und ausgelacht. Fünf-Finger-Taktik, Clownskostüme. Den ganzen Tag über vorwiegend gewaltfrei, aber auch witzig?

Ganz bestimmt nicht. Wenn deswegen 16 000 Polizisten und ein kilometerlanger Zaun aufgeboten werden müssen um das Treffen der wichtigsten Staatschefs der Welt abzusichern, dann hat das von den Demonstranten angezettelte Katz-und-Maus-Spiel wirklich wenig Unterhaltungswert.

Es bringt Tausende Männer und Frauen in Uniform an den Rand der Erschöpfung. Es treibt die Kosten für das Treffen in astronomische Höhen. Es schürt die ständige Angst vor bürgerkriegsähnlicher Gewalt (siehe Rostock). Es lenkt von den Themen des - sehr wohl - wichtigen Treffens ab.

Nun, genau das wollen die Demonstranten auch erreichen. Wie schon beim jährlichen Protest gegen die Castor-Transporte nach Gorleben ist ihnen natürlich bewusst, dass sich das G-8-Treffen nicht stoppen lässt. Aber sie können es behindern und die Choreografie schöner Bilder lächelnder Politiker zerstören. Dafür wird monatelang trainiert und organisiert.

Doch mit welchem Ziel eigentlich? Die immer wieder beschworene und auch durchaus angebrachte Kritik an der rasanten Globalisierung, die weltweit viel zu wenig Gewinner und zu viele Verlierer hat, bleibt dabei gänzlich auf der Strecke. Dagegen verstummt auch der alternative Gegengipfel, auf dem in Rostock Gruppen wie die Gewerkschaften, Attac, Oxfam oder Greenpeace andere Vorschläge zur Globalisierung und zum Klimawandel entwickeln. Alles dreht sich nur noch um Straßenblockaden und Wasserwerfer. Ein großer Teil der Demonstranten von Heiligendamm entlarvt sich damit als Berufsprotestler, denen Anlass und Anliegen leider völlig egal sind.