Studie: Die Zwölf- bis 25-Jährigen schätzen Bildung, Familie und soziales Engagement

BERLIN. Wenn es nach den reinen Zahlen der jüngsten Shell-Jugendstudie geht, wächst in Deutschland eine Bilderbuch-Generation heran: Sie ist leistungsbereit und zielorientiert, legt Wert auf eine gute Bildung, wünscht sich eine Familie und schätzt soziales Engagement. Die Jugendlichen sind sogar weniger politikverdrossen als vor vier Jahren und erteilen extremistischen Parteien eine Absage.

Doch zugleich ist die Jugend zutiefst verunsichert. Sie hat Angst vor Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrisen und Armut. Und es mag auch die Sorge mitschwingen, gar nicht gebraucht zu werden. Für die Studie haben Forscher 2500 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 25 Jahren interviewt. Sie haben jedem 100 Fragen gestellt: zu seiner Lebenssituation, seinen Glaubens- und Wertvorstellungen und seiner Einstellung zur Politik.

"Eine pragmatische Generation unter Druck" nennen die Forscher diese Jugend. "Die Angst sitzt uns in den Knochen. Viel mehr als in jeder Generation in der Nachkriegszeit", hat ein 23 Jahre alter Student geantwortet. Mit diesem Lebensgefühl sind die Zeiten von der lustlosen "Null Bock"-Jugend vorbei. Auch die verwöhnte "Generation Golf" oder die reine Spaßgesellschaft hat sich überlebt. "Spaß haben und der Ernst des Lebens. Das muss in Balance sein", hat ein 19-Jähriger im Interview gesagt.

Der Ernst des Lebens fängt früh an. Die Bildungsdebatte ist in den Kinderzimmern angekommen. Besonders die jungen Mädchen entwickelten einen nie gekannten Ehrgeiz bei ihren Schulabschlüssen, sagt Sozialforscher Klaus Hurrelmann. "Aufstieg statt Ausstieg" heiße die Devise. Es sind auch die jungen Frauen, die sich früh Gedanken machen, wie sie Berufs- und Kinderwünsche vereinbaren können.

Die jungen Männer ticken anders. Viele Jungs steigen beim Wettlauf um Abi und Beziehung einfach aus. Sie igelten sich möglichst lange im "Hotel Mama" ein, sagt Hurrelmann. Sie klammerten sich an ein traditionelles Männerbild, das von der Realität längst überholt wurde. Frauen erwarten bei einer Familiengründung gleichermaßen den tätigen Vater.

Ostdeutsche Jugendliche, besonders auf dem Land, glauben, dass sie bei ihren Zukunftswünschen benachteiligt sind. Jedes dritte Kind aus einer Migrantenfamilie fühlt sich wegen seiner Herkunft diskriminiert. Und bereits die 17-Jährigen ahnen, dass sie mit einer mäßigen Schulausbildung auf der Strecke bleiben. "Die wollen jetzt nur noch Tischler mit Abi", hat ein Hauptschüler beim Interview gesagt. "Das geht doch nicht."