Das von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner ausgesprochene Verbot der Genmais-Sorte MON 810 ist über die Grenzen der Politik hinaus begrüßt worden. Umweltverbände wie NABU und Greenpeace bezeichneten die Entscheidung aber auch als längst überfällig.

Das von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner ausgesprochene Verbot der Genmais-Sorte MON 810 ist über die Grenzen der Politik hinaus begrüßt worden. Umweltverbände wie NABU und Greenpeace bezeichneten die Entscheidung aber auch als längst überfällig.

Der bayerische Umweltminister Markus Söder nannte die Entscheidung seiner CSU-Parteikollegin Aigner mutig und fachlich richtig. Die Risiken des Genmaises seien bei weitem nicht erforscht. "Jetzt kann Bayern zur gentechnikanbaufreien Zone werden. Das wird von der Bevölkerung und den Landwirten mit Freude und Erleichterung aufgenommen."

Die SPD-Agrarexpertin Waltraud Wolff und der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Ulrich Kelber, forderten eine schnelle Überprüfung der Rechtslage beim zulässigen Anbau von gentechnisch veränderten Organismen. Falls diese nicht ausreiche, stehe die SPD bereit, um notwendige Änderungen sofort anzugehen. Die agrarpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Kirsten Tackmann, erklärte, Genmais gefährde die gentechnikfreie Landwirtschaft und Imkerei. Die aktuelle Entscheidung sei aber nur der erste Schritt. "Nun muss sich Ministerin Aigner auch gegen die Zulassung der beiden Genmaissorten Bt11 von Syngenta und 1507 von Pioneer einsetzen", forderte Tackmann. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast meinte, Aigner habe das Verbot nur verkündet. Entschieden hätten jedoch "die Verbraucher an der Kasse". Aigner müsse jetzt auch in Europa konsequent gegen Gentechnik auf Äckern und Tellern vorgehen.

Die FDP kritisierte das Verbot. Aigner habe sich dem "Druck aus Bayern" gebeugt, sagte die Gentechnik-Expertin der Bundestagsfraktion, Christel Happach-Kasan. Aigner verbiete "entgegen ihrer eigenen Überzeugung und entgegen rechtsstaatlicher Prinzipien den Anbau einer Mais-Sorte, die sich auch in Deutschland bewährt hat." Bayerische Studien hätten belegt, dass der Anbau umweltverträglicher sei als die Nutzung von chemischen Pflanzenschutzmitteln.

Erleichterung herrschte bei der Initiative "Gendreck weg", die in der Vergangenheit mit verschiedenen Aktionen gegen Genmais mobil gemacht hatte. Man freue sich sehr, dass "wir in diesem Sommer keine kommerziellen Genmaisfelder von den Risikopflanzen werden befreien müssen", hieß es. NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller sprach von einem "erfreulichen Kurswechsel im Landwirtschaftsministerium". Weder die Verbraucher noch die Landwirte in Deutschland wollten genmanipulierte Pflanzen. "Der NABU fordert ein langfristiges Anbauverbot, denn sonst könnte es im nächsten Jahr unter einer anderen Bundesregierung wieder ganz anders aussehen", sagte Miller.

Die Greenpeace-Gentechnik-Expertin Stephanie Töwe wies darauf hin, dass zahlreiche wissenschaftliche Studien seit langem belegen würden, "dass der Gen-Mais eine Gefahr für die Umwelt darstellt". Nun müsse Aigner auch in Brüssel gegen die Neuzulassung ähnlicher Genmais-Sorten stimmen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) blieb bei seiner bisherigen Haltung, in Deutschland nicht zum Anbau von Grüner Gentechnik zu raten. Dies habe mit den äußerst schwierigen Haftungsregelungen für die Landwirte zu tun, ebenso mit wenig oder keinen ackerbaulichen Vorteilen, und schließlich mit einer enormen Zurückhaltung der Verbraucher. Wie bei der Bevölkerung gehe auch bei den Bauern ein tiefer Graben durch Befürworter und Gegner.