Die Kanzlerin wollten nur 4,17 Millionen Zuschauer sehen. Das blieb hinter den Sender-Erwartungen zurück. Wie groß war der Neuigkeitswert? FDP-Chef Westerwelle hat Überraschendes festgestellt. Und dann war da noch ein Versprecher, der die Machtverhältnisse in Deutschland auf den Kopf stellte. Bilder: Angela Merkel bei Anne Will. - Bilder: Angela Merkel bei Anne Will.

Hamburg/Berlin. Spannung flau, Quote mau: Der Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel als alleiniger Gast der Sendung von Anne Will ließ viele Erwartungen ins Leere laufen. Auch die Quote war nicht das Gelbe vom Ei: 4,17 Millionen Zuschauer wollten Merkel sehen und hören. Der Marktanteil lag bei 14,1 Prozent.

Das ist etwas mehr, als Will zuletzt im Jahresschnitt verbuchte. Aber es war bei Weitem nicht das, was die First Lady des Polit-Talk im Ersten dem Sender bringen sollte zumal mit dieser ungewöhnlichen und buchstäblich einzigartigen einzig und artig Besetzung. Oder lag es am spröden Charme der Kanzlerin selbst, die sich nicht durch flotte Sprüche, sondern durch Kärrnerarbeit auszuzeichnen scheint?

Den "Tatort" zuvor hatten noch 8,92 Millionen eingeschaltet (24,0 Prozent Marktanteil). Nach einem guten "Tatort" hatte Will schon einmal ihre Top-Quote von über fünf Millionen. Im ZDF wollten parallel 7,35 Millionen die Krupp-Saga sehen, und selbst die anschließende Dokumentation über die Industriellenfamilie schauten 6,77 Millionen Zuschauer an deutlich mehr als in der ARD.

FDP-Chef Guido Westerwelle mäkelte im ZDF: Ihm sei aufgefallen, dass Merkel sich in der ARD am Sonntagabend "schärfer mit der FDP auseinandergesetzt hat als mit den Sozialdemokraten". Westerwelle hatte den Eindruck: "Das war Wahlkampf." Aber dafür war eine derart lange Sendung für die Kanzlerin doch kostengünstiger als ein Werbespot.

Zweimal hatte sich Merkel versprochen, aber sich sofort selbst korrigiert. Sie nannte sich deutsches Staatsoberhaupt. Doch das ist Bundespräsident Horst Köhler, wenn auch mit Hilfe von Merkel ins Amt gekommen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte, Merkel habe den "erfüllbaren Traum, weiter Kanzlerin zu bleiben" und nicht auch noch erste Bundespräsidentin.