Nach dem Lieferstopp für russisches Gas in die Ukraine hat die Bundesregierung Moskau und Kiew eindringlich zur Lösung ihres Streits aufgefordert.

Moskau/Berlin. Nach dem Lieferstopp für russisches Gas in die Ukraine hat die Bundesregierung Moskau und Kiew eindringlich zur Lösung ihres Streits aufgefordert. Versorgungsengpässe in Deutschland sind nach Regierungsangaben auf absehbare Zeit nicht zu befürchten. "Beide haben sich in dieser Situation als verlässliche Partner zu erweisen", sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin. Die Ukraine will in diesem Jahr für das Gas aus Russland höchstens 210 Dollar (150 Euro) je 1000 Kubikmeter bezahlen und mehr Gebühren für den Transit verlangen. Russland fordert 250 Dollar. Das sind etwa 70 Dollar mehr als bisher von der Ukraine bezahlt. Laut Gazprom-Chef Alexej Miller liegt der Marktpreis im Westen bei 418 US-Dollar je 1000 Kubikmeter.

Doch wie es aussieht, wird der Streit noch eine zeit lang andauern, denn Gazprom hat der Führung in Kiew den Missbrauch der Gaslieferungen zu politischen Zwecken vorgeworfen. Wenn die Ukraine die Transitmengen Richtung Westen manipuliere, komme dies einer Erpressung Russlands Europas gleich, sagte Gazprom-Vizechef Alexander Medwedew am Samstag nach Angaben der Agentur Interfax in Prag. Das ukrainische Unternehmen Naftogas pumpe täglich 35 Millionen Kubikmeter russisches Gas unbefugt aus den Pipelines, behauptete er. "Wenn die Ukraine diesen Diebstahl fortsetzt, werden die europäischen Konsumenten darunter leiden."

Naftogas wies die Vorwürfe als "grobe Provokation" zurück. Das Unternehmen gewährleiste den Transit in vollem Umfang, sagte ein Sprecher in Kiew. Laut Medwedew will Gazprom seine Verpflichtungen gegenüber Westeuropa einhalten und nutze dazu derzeit auch Pipelines außerhalb der Ukraine. Deren Kapazität sei aber ungenügend. Wegen der Krise begann Medwedew in Tschechien, das die EU-Ratspräsidentschaft innehat, eine Reise durch mehrere europäische Länder. "Die EU soll ein realistisches Bild von den Schuldigen im Streit und den Lösungsvorschlägen erhalten", sagte der Vizechef.